Nuvaxovid auch als Kombipartner und Booster |
Christina Hohmann-Jeddi |
16.02.2022 16:15 Uhr |
Zur Grundimmunisierung gegen Covid-19 steht nun ein weiterer Impfstoff zur Verfügung: Der Proteinimpfstoff Nuvaxovid, der einen neuartigen Wirkverstärker enthält. / Foto: Adobe Stock/ManuPadilla
Alternativ zu den bereits empfohlenen Covid-19-Impfstoffen kann der Ständigen Impfkommission (STIKO) zufolge für Personen ab 18 Jahren zur Grundimmunisierung gegen Covid-19 auch der Spaltimpfstoff Nuvaxovid von Novavax eingesetzt werden. Hierfür werden zwei Impfstoffdosen von jeweils 5 µg im Abstand von mindestens drei Wochen benötigt. Das teilt die STIKO in einem Beschluss zur 18. Aktualisierung ihrer Covid-19-Impfempfehlung mit.
Für Schwangere und Stillende empfiehlt die Kommission den Impfstoff bislang aufgrund fehlender Daten nicht. Im Einzelfall könne er aber bei diesen eingesetzt werden, wenn eine produktspezifische, medizinische Kontraindikation gegen mRNA-Impfstoffe bestehe. In der Regel handelt es sich bei diesen Kontraindikationen um bekannte Überempfindlichkeiten gegen einen oder mehrere Inhaltsstoffe der Präparate. Auch immundefiziente Patienten, bei denen eine entsprechende Kontraindikation gegenüber anderen Covid-19-Impfstoffen vorliegt oder die auf die bisher verfügbaren Impfstoffe keine messbare Immunantwort gegen SARS-CoV-2 entwickelt haben, können dem Beschluss zufolge mit Nuvaxovid geimpft werden.
Der adjuvantierte Proteinimpfstoff kann zudem bei ungeimpften Personen mit einer durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion eingesetzt werden und auch bei Personen, die bereits eine Dosis der Covid-19 Vaccine Janssen von Johnson & Johnson erhalten haben. In diesen Fällen ist eine Impfstoffdosis Nuvaxovid zur Vervollständigung der Grundimmunisierung nötig. Bei erwachsenen Personen, die zunächst Janssen erhalten haben, kann auch bei »Vorliegen einer Kontraindikation gegen mRNA-Impfstoffe oder bei individuellem Wunsch« nach ärztlicher Aufklärung unabhängig vom Alter zur Auffrischimpfung wieder der Janssen-Impfstoff oder Nuvaxovid verwendet werden, heißt es von der STIKO.
Obwohl Nuvaxovid bisher nicht zur Auffrischimpfung zugelassen ist, könne das Präparat bei medizinischen Kontraindikationen gegen mRNA-Impfstoffe als Booster eingesetzt werden. In der Regel sollen unabhängig von den in der Grundimmunisierung verwendeten Impfstoffe ausschließlich mRNA-Impfstoffe zum Boostern verwendet werden. Es sei zu erwarten, dass auch für Nuvaxovid eine Zulassung für eine Auffrischimpfung beantragt werden wird. Die STIKO werde die Daten dann auswerten und die Empfehlungen gegebenenfalls anpassen.
Der Spaltimpfstoff Nuvaxovid wurde am 21. Dezember 2021 zur Grundimmunisierung in der EU zugelassen. Mit einer ersten Lieferung des Präparats nach Deutschland wird am 21. Februar gerechnet. Anfangs sollte bei der Verwendung von Nuvaxovid ein Mindestabstand zu anderen Impfstoffen eingehalten werden, schreibt die STIKO in einer wissenschaftlichen Begründung zu den aktualisierten Impfempfehlungen: »Da Nuvaxovid ein neuer Impfstoff ist, sollte – wie auch anfangs bei der Einführung der anderen Covid-19-Impfstoffe – als Vorsichtsmaßnahme vor und nach einer Impfung mit Nuvaxovid und der Applikation von anderen Totimpfstoffen (außer Influenza) oder von Lebendimpfstoffen ein Mindestabstand von 14 Tagen eingehalten werden.« Ziel hierbei sei, mögliche Impfreaktionen eindeutig Nuvaxovid zuordnen und die Verträglichkeit des Impfstoffs abschätzen zu können.
Das Präparat enthält das neuartige Adjuvans Matrix-M1, das bislang noch in keinem zugelassenen Impfstoff eingesetzt wird. Ein ähnlicher Wirkverstärker, der auf einem Pflanzenextrakt aus dem Seifenrindenbaum (Quillaja saponaria Molina) basiert, ist aber in dem Herpes-Zoster-Impfstoff Shingrix® von Glaxo-Smith-Kline enthalten.
Noch beschränken sich die Daten zur Sicherheit des Impfstoffs auf die Zulassungsstudien. Ihnen zufolge sind die Impfreaktionen in der Regel mild bis moderat und von kurzer Dauer (unter drei Tage). Nach der zweiten Dosis war eine höhere Reaktogenität als nach der ersten Dosis zu beobachten. Ältere Probanden waren seltener und weniger stark betroffen als jüngere Probanden.
Der Schutz vor symptomatischen Coronainfektionen betrug in den Studien etwa 90 Prozent und war auch bei einer Untergruppe von Probanden mit hohem Risiko für schwere Verläufe vergleichbar hoch. Allerdings wurden die Daten zu einem Zeitpunkt erhoben, als die Alpha- und Beta-Varianten des Virus zirkulierten, die inzwischen verdrängt wurden. Wie gut der Spaltimpfstoff gegen Covid-19-Erkrankungen durch die beiden derzeit verbreiteten Varianten Delta und Omikron sei, habe nicht bestimmt werden können, heißt es in der Publikation.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.