NSAR und Corticoide erhöhen Divertikulitis-Risiko |
Als typische Symptome der Divertikulitis gelten akut einsetzende, lokalisierte, zunehmende Schmerzen im linken Unterbauch in Verbindung mit Temperaturerhöhung (>37,6 bis 38°C) und pathologisch erhöhten Entzündungsparametern (CRP > 5mg/100ml, Leukozytose > 10-12000/µl). Neben Bauchschmerzen kann es zu Blähungen, Stuhlgangveränderungen, Durchfall und Verstopfung kommen. Die Symptome können gemeinsam und einzeln auftreten.
Die exakte Diagnose und Klassifikation der Divertikelkrankheit ist die Grundlage einer angemessenen Therapie und gleichzeitig Voraussetzung, um unzureichende oder überschießende therapeutische Optionen zu vermeiden, unterstreichen die Leitlinienautoren. Dies erscheine trivial, sei aber praktisch bedeutsam auch mit Blick auf die Prävention.
So sei zur Prophylaxe einer Divertikelkrankheit der Erhalt des Normgewichts sowie zudem körperliche Aktivität in Form regelmäßigen Walkings, Fahrradfahrens oder Joggens (mindestens 30 bis 60 Minuten pro Tag) angezeigt. Ein entsprechender Lebensstil könne das Risiko einer Divertikulitis um bis zu 50 Prozent reduzieren.
Besonders wichtig für das Apotheker-Arzt- beziehungsweise Apotheker-Patienten-Gespräch ist folgende als »neu« markierte Empfehlung (Empfehlungsgrad A, starker Konsens) der Leitlinienautoren: Die Einnahme von nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR, NSAID), Corticosteroiden, Opioiden und einer postmenopausalen Hormonsubstitution sei demnach mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten einer Divertikelkrankheit, einer Divertikulitis oder einer komplizierten Divertikulitis assoziiert. Dies gelte jedoch nicht für Acetylsalicylsäure (ASS) und Coxibe. »Die Risiko-Assoziation für Paracetamol bezieht sich vor allen Dingen auf Divertikelblutungen«, heißt es in der Leitlinie. »Vor dem Hintergrund dieses Risikos sollen die entsprechenden Medikamente nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung verabreicht werden.«
Litten bisher vor allem ältere Menschen unter einer Divertikulitis, nimmt die Prävalenz laut Leitlinie auch in jüngeren Bevölkerungsgruppen, also unter 50 Jahren, zu. Die Gründe hierfür lägen vor allem im westlichen Lebensstil mit mangelnder Bewegung, Adipositas/Übergewicht sowie einem übermäßigen Konsum von Alkohol, Nikotin und rotem Fleisch bei gleichzeitig ballaststoffarmer Ernährung. Auch Komorbiditäten wie Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes mellitus oder arterieller Bluthochdruck sollten als Risikofaktoren für die Entstehung einer Divertikelkrankheit/Divertikulitis diagnostisch und therapeutisch mit berücksichtigt werden.
Die Abgrenzung zu funktionellen Magendarmerkrankungen sowie anderen definierten Entitäten wie mikrobielle Enteritis, kolorektales Karzinom, CED oder Reizdarmsyndrom gilt als unabdingbar. Bei der Divertikulitis jüngerer Patienten überwiegen Männer, während bei Patienten ab 50 Jahren das weibliche Geschlecht dominiert. Leitliniengemäß sollten bei Frauen differentialdiagnostisch zudem unter anderem Endometriosen, Ovarialzysten oder Eileiterschwangerschaften ausgeschlossen werden. Ultraschall und CT könnten unumgänglich werden.