Nitrosamine, kaputte Pens und verklebte Flaschen |
Daniela Hüttemann |
26.09.2025 16:20 Uhr |
In der ersten AMK-Nachricht vom 1. April 1976 wurde in der PZ vor unerwünschten Arzneimittelwirkungen bei Aminophenazon-haltigen Arzneimitteln gewarnt, wenn sie im Magen auf Nitrit treffen, da kanzerogene Nitrosamine entstehen könnten. Ausgerechnet Nitrosamine waren es dann auch 2018 im sogenannten »Valsartan-Skandal«, bei dem die AMK ihre Stärken ausspielte. »Das war eines der größten Dinge, die wir je gemanagt haben: Etwa 900.000 Patientinnen und Patienten waren betroffen. Wir haben Rückrufe gemacht, die Apotheken haben die Patientinnen und Patienten umgestellt und es ist nichts Größeres passiert. Das System hat funktioniert und seine Resilienz gezeigt.«
Daneben ist die AMK auch bei der Erstellung medizinischer Leitlinien beteiligt, hat einen Leitfaden zum Umgang bei Verdacht auf Arzneimittelmissbrauch und die Handlungsempfehlungen zur »Pille danach« mit erstellt und während der Coronapandemie die Äquivalenz-Dosis-Tabellen entwickelt. Sie wirkt zudem in den Sachverständigenausschüssen zur Apotheken- und Verschreibungspflicht und im Beirat zu Lieferengpässen am BfArM mit und hat noch weitere Aufgaben.
Professor Dr. Martin Schulz ist Vorsitzender der AMK; Dr. André Said leitet die Geschäftsstelle in Berlin. / © PZ/Daniela Hüttemann
Neben Evergreens wie den Nitrosaminen oder Fälschungen von Schlankheitsmitteln gebe es auch immer wieder Neues: Ob zuletzt die massenhafte Meldung von verklebten Metamizol-Tropfen, ein Lieferengpass durch einen neuen Trend zum Missbrauch von Tropicamid-Augentropfen oder Anleitungen zur Manipulation von Mounjaro® KwikPens auf Tiktok. Zu letzterem stehe die AMK immer noch im Schriftwechsel mit dem Hersteller. Denn neben den vier deklarierten und gut zu entnehmenden Dosen bleibt eine Restmenge im Pen. Da das teure Medikament meist aus eigener Tasche gezahlt werden muss, versuchen findige Patienten, mithilfe von Internetanleitungen eine fünfte Dosis zu entnehmen – und beschweren sich mitunter in den Apotheken, wenn es nicht gelingt.
Der AMK sei bewusst, dass Apotheken noch viel mehr Dinge im Alltag detektierten, aber aus Zeit- und Personalmangel nicht melden würden. Schulz warb dafür, sich die Zeit zu nehmen und dankte allen meldenden Apotheken, den Referenzapotheken und natürlich auch den Mitgliedern der AMK-Geschäftsstelle. Zugleich wünscht er sich mehr Öffentlichkeit dafür, wie viel die Apotheken vor Ort täglich im Hintergrund für die Arzneimittelsicherheit leisten.