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Genetische Analyse

Neues Coronavirus ist kein SARS-Virus

Bislang war meist bei 2019-nCoV von einem »neuartigen Coronavirus« die Rede. Erste Analysen sprachen von großen Ähnlichkeiten mit dem SARS-Erreger. Neue Genomsequenzierungen legen nahe, dass es sich um eine neue Art handelt, die einen bislang unbekannten Zwischenwirt genutzt hat, um von der Fledermaus auf den Menschen überzugehen.
Daniela Hüttemann
30.01.2020  10:00 Uhr

Am Mittwochabend erschien eine Studie chinesischer Virologen der Shandong First Medical University in Tai'an im renommierten Fachblatt »The Lancet«. Sie analysierten zehn Genomsequenzen des neuen Coronavirus 2019-nCoV, die von neun Patienten aus Wuhan stammten. Acht der Patienten hatten den Huanan Seafood Market in Wuhan besucht, wo die Epidemie ihren Anfang nahm. Der neunte Patient hatte den Markt selbst nicht besucht, aber in einem Hotel in der Nähe übernachtet.

Die zehn analysierten Genomsequenzen seien fast identisch, berichten die Autoren. Dies lege nahe, dass das Virus erst kürzlich auf den Menschen übergegangen ist, denn normalerweise entwickeln sich Viren sehr schnell weiter, wenn sie den Wirt wechseln. »Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass 2019-nCoV aus einer Quelle stammt und relativ schnell nach seinem Auftreten entdeckt wurde«, erklärt einer der Hauptautoren, Professor Weifeng Shi, in einer Pressemitteilung von »The Lancet«. Die Autoren mahnen an, die genetische Entwicklung des Virus eng zu überwachen.

Die Forscher verglichen die gefundenen Sequenzen mit denen anderer Coronaviren aus Datenbanken. Dabei fanden sie die höchste Übereinstimmung mit zwei SARS-ähnlichen Coronaviren, die aus Fledermäusen stammen (bat-SL-CoVZC45 und bat-SL-CoVZXC21). Die Homologie betrug 88 Prozent. Zur Sequenz des humanen SARS-Virus zeigte das neue Virus eine 79 prozentige Übereinstimmung. Mit dem MERS-Erreger betrug die Sequenzübereinstimmung dagegen nur 50 Prozent. Die Forscher gehen davon aus, dass es sich um eine eigene, neue Art von Coronavirus handelt.

Besonders interessant ist das Gen für das sogenannte Spike-Protein, welches das Virus für die Bindung an die Wirtszelle benötigt. Hier gebe es große Ähnlichkeiten mit dem humanen SARS-Erreger. Die chinesischen Forscher glauben daher, dass 2019-nCoV die gleiche Eingangstür in die menschlichen Zellen benutzt wie SARS: den Rezeptor ACE2 (Angiotensin Converting Enzyme 2). Dies müsse jedoch noch experimentell bestätigt werden.

Fledermäuse als natürliches Reservoir – aber wer ist der Zwischenwirt?

Die Autoren vermuten darüber hinaus, dass das neue Virus ursprünglich aus Fledermäusen stammt, aber auf dem Huanan-Markt wahrscheinlich über einen noch unbekannten Zwischenwirt auf den Menschen übergegangen ist, also über irgendein Tier, was dort verkauft wurde.

Der Theorie kann auch die Direktorin der chinesischen Seuchenschutzbehörde CCDC, Professor Dr. Guizhen Gu, etwas abgewinnen: »Erstens wurde der erste Fall Ende Dezember gemeldet, wenn die meisten Fledermaus-Spezies in Wuhan Winterschlaf halten. Zweitens wurden keine Fledermäuse auf dem Huanan Seafood Market verkauft oder in der Nähe gefunden, während viele andere Landwesen inklusive Säugetiere angeboten wurden. Drittens liegt die genetische Übereinstimmung zwischen 2019-nCoV und seinen nahen Fledermaus-Verwandten bat-SL-CoVZC45 und bat-SL-CoVZXC21 unter 90 Prozent – das bedeutet, dass diese beiden Coronaviren aus Fledermäusen nicht die direkten Vorgänger von 2019-nCoV sind. Viertens dienten sowohl bei SARS als auch bei MERS Fledermäuse als natürliches Reservoir, wobei die Viren über ein anderes Tier als Zwischenwirt auf den Endwirt Menschen übertragen werden.« All dies zeige wieder einmal das verborgene Virusreservoir in Wildtieren und sein Potenzial, Viren auf den Menschen zu übertragen.

Bei SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome) kam der Erreger vermutlich über Schleichkatzen auf den Menschen, so eine Theorie. Bei MERS (Middle East Respiratory Syndrome) gelten Kamele als Überträger. Darüber hinaus sind diverse andere humanpathogene Coronaviren bekannt, die in der Regel nur leichte Infekte der oberen Atemwege auslösen und daher zu den Erkältungsviren zählen. Bei SARS und MERS sind dagegen vor allem die unteren Atemwege, also die Lunge betroffen. 

Eine zeitgleich mit der genetischen Analyse veröffentlichte Arbeit in »The Lancet« beschreibt, dass die ersten 425 bestätigten Fälle in Wuhan alle eine Lungenentzündung hatten.

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