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Diabetes insipidus

Neuer Test zur Diagnose bei krankhaftem Vieltrinken

Wer regelmäßig mehr als drei Liter Flüssigkeit pro Tag trinkt und entsprechend viel Urin ausscheidet, leidet eventuell an einer seltenen Hormonstörung. Unterschieden wird dieser Diabetes insipidus von einer psychogenen Polydipsie, also krankhaftem Vieltrinken. Ein neues Verfahren erleichtert die Diagnose, berichtet das Uniklinikum Würzburg.
AutorKontaktBrigitte M. Gensthaler
Datum 06.08.2019  14:00 Uhr

Bei großer Hitze oder anstrengendem Sport ist reichliches Trinken normal und nötig. Dagegen kann regelmäßiges literweises Trinken eine erlernte Gewohnheit oder die Begleiterscheinung einer psychischen Krankheit sein. Ärzte sprechen von einer »primären Polydipsie«. Es kann aber auch eine seltene Hormonstörung, ein sogenannter Diabetes insipidus (Wasserharnruhr) vorliegen. Ursache ist ein Mangel an Vasopressin (antidiuretisches Hormon, ADH) infolge einer hypothalamisch-hypophysären Störung (zentraler Diabetes insipidus, CDI) oder eine renale Vasopressin-Resistenz.

Wenn Vasopressin fehlt

Zur Erinnerung: Vasopressin ist ein zyklisches, neun Aminosäuren langes Peptidhormon, das im Hypothalamus gebildet wird. Der primäre Speicher- und Sekretionsort ist der Hypophysenhinterlappen. Das Hormon bewirkt unter anderem die Wasser-Rückresorption in der Niere. Fehlt es, werden sehr große Mengen sehr dünnen Harns (3 bis 30 l/ pro Tag), auch nachts ausgeschieden (Polyurie, Nykturie). Um nicht zu dehydrieren, verspüren die Patienten ein starkes Durstgefühl und müssen sehr viel trinken (Polydipsie).

Therapie der Wahl beim CDI ist die Hormonsubstitution, in der Regel mit Desmopressin, einem synthetischen Analogon von Vasopressin. Es wirkt bei den meisten Patienten langanhaltend antidiuretisch (12 bis 24 Stunden) und kann parenteral (intravenös, intramuskulär oder subkutan), intranasal oder peroral verabreicht werden. Desmopressin ist bei Kindern und Erwachsenen zugelassen. Die Dosis wird individuell angepasst.

Wird die Flüssigkeitszufuhr parallel nicht eingeschränkt, kann es zur Wasserretention und/oder Hyponatriämie mit oder ohne Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit/Erbrechen, Gewichtszunahme und Ödembildung kommen. In schweren Fällen drohen sogar Hirnödem, Krampfanfälle und Koma.

Bluttest nach Arginin-Infusion

Im Gegensatz zum Diabetes insipidus wird die psychogene Polydispie nicht mit Vasopressin, sondern oft verhaltenstherapeutisch behandelt. Bei der Differenzialdiagnose hilft ein »Durstversuch«. Dabei dürfen die Patienten unter Überwachung für 16 bis 18 Stunden keine Flüssigkeit zu sich nehmen, und ihre Urin-Konzentrationsfähigkeit und -menge werden erfasst. »Dieser Test war oft ungenau und führte nur in zwei Drittel der Fälle zu einer klaren und richtigen Diagnose«, berichtet Professor Dr. Martin Fassnacht, Leiter der Würzburger Endokrinologie, in einer Pressemeldung des Universitätsklinikums Würzburg. Zudem sei die lange Durstphase »äußerst unangenehm und belastend«.

Ein internationales Forscherteam habe daher einen neuen Test entwickelt und 2018 im »New England Journal of Medicine« vorgestellt. Dabei wird mittels einer Salzinfusion das Hormon Vasopressin stimuliert. Die richtige Diagnose könne mit hoher Zuverlässigkeit von 97 Prozent gestellt werden. Aufgrund der induzierten Hypernatriämie müsse die Plasma-Natriumkonzentration engmaschig überwacht werden, und viele Patienten klagten über Probleme wie Kopfschmerzen, Schwindel und Unwohlsein.

Die gleiche Forschungsgruppe schlägt nun in der Fachzeitschrift »The Lancet« einen verträglicheren Test vor. »Anstelle der Salzinfusion wird eine Arginin-Infusion verabreicht, die ebenfalls das Hormon Vasopressin stimuliert«, erklärt die Basler Endokrinologin Professor Dr. Mirjam Christ-Crain, die beide Studien geleitet hat. Bereits 60 Minuten nach der Infusion könne man den Anstieg von Vasopressin über den Biomarker Copeptin im Blut erfassen. Die neue Methode sei besser verträglich und habe eine ähnlich hohe diagnostische Treffsicherheit wie die Salzinfusion. Mehr als 90 Prozent aller Studienteilnehmer konnten richtig diagnostiziert werden. Eine vergleichende Studie werde vorbereitet.

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