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Hyperkaliämie

Neuer Kaliumbinder auf dem Markt

Mit dem Präparat Lokelma® hat Astra-Zeneca Anfang April eine neue Therapieoption zur Behandlung der Hyperkaliämie auf den deutschen Markt gebracht. Enthalten ist darin mit Natrium-Zirconium-Cyclosilicat ein neuer Wirkstoff.
Sven Siebenand
07.04.2021  15:38 Uhr

Eine Hyperkaliämie ist definiert als ein Kaliumspiegel im Serum über 5 mmol/l. Unbehandelt kann das zu Herzrhythmusstörungen und Herzstillstand führen. Eine Hyperkaliämie geht häufig mit chronischen Erkrankungen wie Hypertonie, Diabetes mellitus, Herz- oder Niereninsuffizienz einher und kann aus der Einnahme bestimmter Medikamente wie Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) resultieren.

Nachdem sich auf dem Gebiet der Kationenaustauscher zur Behandlung der Hyperkaliämie viele Jahre nichts getan hat, kamen nun innerhalb weniger Jahre zwei neue Wirkstoffe auf den Markt. Bereits 2018 wurde Patiromer (Veltassa®) in Deutschland eingeführt; nun folgt Natrium-Zirconium-Cyclosilicat, dessen EU-Zulassung auch schon seit 2018 besteht.

Natrium-Zirconium-Cyclosilicat ist ein unlösliches, nicht resorbierbares Pulver. Es bindet Kaliumionen in einer kristallinen Gitterstruktur im Austausch gegen Wasserstoff- und Natriumionen und wirkt im gesamten Verdauungstrakt. Dieser Mechanismus ist hoch selektiv, auch in Anwesenheit anderer Kationen wie Calcium- oder Magnesiumionen.

Die rasche Absenkung des Serumkaliumspiegels und der längerfristige Erhalt normalisierter Kaliumwerte durch Natrium-Zirconium-Cyclosilicat sind klinisch nachgewiesen. Eine Studie zeigte, dass die Mehrzahl der Patienten ihre RAAS-Inhibitor-Therapie unter Natrium-Zirconium-Cyclosilicat bei gleichzeitiger Kaliumkontrolle fortsetzen konnte. Bei Dialysepatienten konnte der neue Wirkstoff das Risiko prädialytischer Hyperkaliämien in einer Phase-III-Studie signifikant gegenüber Placebo reduzieren.

Die empfohlene Anfangsdosis von Lokelma beträgt 10 g dreimal täglich. Sie wird als Suspension in Wasser eingenommen. Sobald die Kaliumspiegel im Blut zu normalen Werten zurückgekehrt sind, sollten die Patienten die niedrigste wirksame Dosis einnehmen, um ein Wiederauftreten der Hyperkaliämie zu verhindern. Begonnen wird mit 5 g einmal täglich und es sollten 10 g einmal täglich nicht überschritten werden.

Der gesamte Inhalt eines Beutels sollte in ein Glas mit ungefähr 45 ml Wasser gegeben und gut umgerührt werden. Das Pulver löst sich nicht auf. Die geschmacksfreie Flüssigkeit sollte getrunken werden, solange sie noch trüb ist. Wenn sich das Pulver absetzt, ist das Wasser nochmals umzurühren. Es sollte sichergestellt werden, dass der gesamte Inhalt eingenommen wird.

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