Pharmazeutische Zeitung online
Tuberkulose

Neuer Impfstoff in Phase II

Ein neuer Impfstoff gegen Tuberkulose hat in einer klinischen Phase-IIb-Studie gute Wirksamkeit gezeigt: Bei HIV-negativen Erwachsenen mit latenter Infektion mit dem Tuberkulose-Erreger Mycobacterium tuberculosis konnte der Vakzinekandidat M72/AS01E von Glaxo-Smith-Kline (GSK) die Zahl der Lungentuberkulose-Fälle halbieren. Das berichten Forscher um Olivier Van Der Meeren im »New England Journal of Medicine«.
Christina Hohmann-Jeddi
28.09.2018  14:15 Uhr

Tuberkulose ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weiterhin die tödlichste Infektionskrankheit der Welt. 1,6 Millionen Menschen starben 2017 an Tuberkulose, wie die WHO in ihrem neuen Jahresreport berichtet. Ein Viertel bis ein Drittel der gesamten Menschheit soll latent mit dem Erreger Mycobacterium tuberculosis infiziert sein. Bei 10 Prozent dieser latent Infizierten bricht die Erkrankung im Verlauf des Lebens aus. Dabei ist die Lungentuberkulose am meisten gefürchtet, da sie nicht nur mit einer hohen Mortalität einhergeht, sondern die Betroffenen auch hochinfektiös macht.

Die einzige bislang verfügbare Vakzzine, die Bacillus Calmette-Guérin (BCG)-Impfung, ist nur wenig effizient, weshalb die WHO stark auf die Entwicklung neuer, besserer Impfstoffe drängt. Sie will die Zahl der neuen Erkrankungen von 2015 bis 2035 um 90 Prozent und die der Todesfälle um 95 Prozent reduzieren. Ohne effektive Impfung wird das nicht möglich sein. Eine Reihe von Impfstoff-Kandidaten gegen Tuberkulose befindet sich derzeit in der Entwicklung, darunter auch die Vakzine M72/AS01E. Der Totimpfstoff enthält ein als M72 bezeichnetes rekombinantes Fusionsprotein aus den zwei bakteriellen Antigenen Mtb32A und Mtb39A zusammen mit dem Adjuvans AS01, das auch in dem Malaria-Impfstoff RTS,S/AS01 und dem Gürtelrose-Impfstoff Shingrix® enthalten ist.

Wirksamkeit von 54 Prozent

Diesen Impfstoff testeten die Forscher um Van Der Meeren in einer doppelblinden, placebokontrollierten Untersuchung mit etwa 3500 Teilnehmern in Kenia, Südafrika und Sambia. Die zwischen 18 und 50 Jahre alten, HIV-negativen Probanden mit nachgewiesener latenter Tbc-Infektion wurden zufällig auf zwei Gruppen aufgeteilt: Sie erhielten im Abstand von 30 Tagen entweder zwei Dosen des Impfstoffs oder Placebo injiziert. In der Nachbeobachtungszeit von im Schnitt 2,3 Jahren entwickelten 10 Probanden aus der Impfstoff- und 22 aus der Placebogruppe eine aktive Lungentuberkulose. Die Wirksamkeit lag somit bei 54 Prozent, heißt es in der Publikation.

Unter den Geimpften traten aber deutlich häufiger unerwünschte Reaktionen auf als bei Probanden in der Placebogruppe – nämlich bei 67,4 Prozent versus 45,4 Prozent. Berichtet wurden vor allem Reaktionen an der Einstichstelle und grippeähnliche Symptome. Ernste Ereignisse wie Autoimmunerkrankungen und Todesfälle traten sehr selten auf und in beiden Gruppen gleich häufig, was darauf schließen lässt, dass sie nicht auf den Impfstoff ursächlich zurückgehen. Die Studie wird noch weiter laufen, bis alle Probanden für komplette drei Jahre nachbeobachtet wurden, schreibt GSK in einer Mitteilung. Zusätzlich werden auch Blutproben der geimpften Probanden analysiert, um Rückschlüsse auf die Mechanismen des Impfschutzes und mögliche Biomarker für den Schutz beziehungsweise das Erkrankungsrisiko zu erhalten.

Weitere Kandidaten in der Pipeline

Neben der GSK-Vakzine sind noch elf weitere neue Impfstoff-Kandidaten in der Entwicklung, heißt es in einem Übersichtsartikel aus dem 2017 aus dem Fachjournal »Respirology«. Neben attenuierten Lebendvakzinen mit Mycobacterium tuberculosis oder Mycobacterium vaccae sind dies auch DNA- sowie RNA-basierte Impfstoffe und modifizierte BCG-Ansätze. In Phase III befindet sich die Vakzine VPM1002, die von Forschern am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin (MPIIB) mitentwickelt wurde. Sie enthält rekombinante BCG, deren genetische Modifikationen den Impfstoff sicherer und effizienter machen sollen als die herkömmliche BCG-Vakzine. Der Impfstoff wird derzeit in einer Studie an rund 2000 Probanden in Indien getestet. Die Studie läuft seit Anfang 2018 und soll Mitte 2020 abgeschlossen sein, informiert das MPIIB.

Ebenfalls in Phase III befindet sich der Impfstoff Vaccae™ des chinesischen Unternehmens Anhui Zhifei Longcom Biologic Pharmacy. Er enthält durch Hitze abgetötete Organismen der Art Mycobacterium vaccae, eines nicht pathogenen Verwandten des Tuberkulose-Erregers.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa