Neuer BTK-Hemmer im Handel |
Kerstin A. Gräfe |
02.10.2024 07:00 Uhr |
Patienten, die das neue Präparat bekommen, sollten sich vor Sonneneinstrahlung schützen und auf das Auftreten von Hautkrebs überwacht werden. Häufig kam es unter der Behandlung zu sekundären Malignomen.
Pirtobrutinib ein moderater Inhibitor von CYP2C8 und BCRP sowie ein schwacher Inhibitor von P-Glykoprotein (P-gp) und CYP2C19. Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Gabe von Substraten dieser Enzyme beziehungsweise Transporter.
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und für fünf Wochen nach der letzten Einnahme von Pirtobrutinib eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Männer sollten angewiesen werden, während der Behandlung und für drei Monate nach der letzten Einnahme ebenfalls eine zuverlässige Verhütungsmethode zu nutzen und kein Kind zu zeugen. Schwangere dürfen Jaypirca nicht anwenden. Das Stillen sollen Frauen während der Behandlung und für eine Woche nach der letzten Dosis unterbrechen.
Basis der Zulassung sind die Ergebnisseder globalen Phase-I/II-Studie BRUIN. Die Wirksamkeit wurde in einer vordefinierten primären Kohorte mit 90 MCL-Patienten untersucht, die zuvor einen kovalenten BTK-Hemmer erhalten und sich im Median drei vorherigen Therapien unterzogen hatten. Der primäre Endpunkt war die objektive Ansprechrate. Zu den sekundären Endpunkten gehörte unter anderem die Dauer des Ansprechens.
Unter Pirtobrutinib zeigten 56,7 Prozent der Patienten ein objektives Ansprechen, wobei 18,9 Prozent ein vollständiges und 37,8 Prozent ein teilweises Ansprechen erreichten. Das Ansprechen hielt im Durchschnitt 18 Monate an.
Die häufigsten Nebenwirkungen jeden Schweregrades waren Fatigue, Neutropenie, Diarrhö und Prellung. Bei einigen Patienten traten zudem Schwindel und Asthenie auf, was die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen kann.
Mantelzell-Lymphom kommen Hemmer der Bruton-Tyrosinkinase (BTK) wie Ibrutinib zum Einsatz. Es kann
jedoch durch Mutationen zur Entwicklung von Resistenzen dagegen kommen. Dann stehen nur wenige Behandlungsoptionen zur Verfügung und die Prognose ist schlecht. Deshalb ist es eine gute Nachricht, dass mit Pirtobrutinib nun ein neuer BTK-Inhibitor zur Verfügung steht, der an einer anderen Stelle der Kinase bindet.
Im Gegensatz zu anderen BTK-Hemmer bindet Pirtobrutinib nicht kovalent an die Kinase. Wichtig ist ferner, dass der neue Wirkstoff sowohl an die Wildtyp-BTK als auch an die BTK mit C481-Resistentmutationen andockt. Nicht zuletzt auch wegen der zulassungsrelevanten Daten, die bei mehr als 50 Prozent der Behandelten ein objektives Ansprechen zeigten, kann Pirtobrutinib vorerst als Schrittinnovation bezeichnet werden.
Möglicherweise werden auch hierzulande weitere Indikationen folgen. In den USA ist der Wirkstoff bereits in späteren Therapielinien bei der chronisch-lympathischen Leukämie (CLL) und beim kleinzelligen lymphozytischen Lymphom (SLL) zugelassen.
Sven Siebenand, Chefredakteur