Neue Indikationen, neue Formulierungen |
Sven Siebenand |
10.11.2020 09:18 Uhr |
Bei oralen GLP-1-Rezeptoragonisten muss die Entwicklung von Inkretin-basierten Medikamenten nicht enden. Das machte Professor Dr. Michael A. Nauck vom Universitätsklinikum Bochum deutlich. Ungewöhnlich für einen Vortrag bei einer Diabetes-Tagung war, dass er mit bariatrischen Operationen einstieg. Diese führen zu einer massiven Gewichtsreduktion und die Remission eines Typ-2-Diabetes ist möglich.
Wie Nauck ausführte, kommt es nach einer Magen-Bypass-Operation zu einer prägnanten Steigerung der Sekretion von GLP-1 (Faktor 5 bis 10), aber auch von anderen Darmhormonen, etwa GIP (glucoseabhängiges insulinotropes Peptid) und PYY (Peptid YY). Laut Nauck führen anatomische Veränderungen im Zuge der Operation zu einer Veränderung des hormonellen Milieus. »Neuroendokrine Mechanismen könnten also letztlich für die Abnahme des Körpergewichts und die bessere Stoffwechselkontrolle entscheidend sein«, so das Fazit des Mediziners.
Inkretin-Co-Agonisten, die sich in der Entwicklung befinden, würden praktisch nach dem Vorbild der bariatrischen Chirurgie entwickelt. Eines Tages könne ein Pharmakon womöglich die bariatrische Chirurgie überflüssig machen. Aber das ist noch ferne Zukunftsmusik.
In der Entwicklung befinden sich zum Beispiel duale GLP-1/GIP-Agonisten. Bereits erfolgreich klinisch getestet wurde Tirzepatid (LY3298176). Auch duale GLP-1/Glucagon-Rezeptoragonisten wie Cotadutid befinden sich schon in klinischer Prüfung. Auch vom Glucagon ist bekannt, dass seine Spiegel nach einer bariatrischen Operation steigen und es wird postuliert, dass es die Sättigung erhöhen kann.
Bisher nur tierexperimentell wurden Triple-Agonisten am GLP-1/GIP- und Glucagon-Rezeptor untersucht. Bei Mäusen zeigte sich laut Nauck aber eine Gewichtsreduktion von mehr als 25 Prozent. Er sei gespannt, wie sich die Triple-Agonisten in klinischen Studien schlügen und auch was dann kardiovaskuläre Endpunktstudien an Ergebnissen hervorbrächten.