Neue Indikationen, neue Formulierungen |
Sven Siebenand |
10.11.2020 09:18 Uhr |
Last, but not least haben sich die SGLT-2-Inhibitoren auch bei der Behandlung von Typ-1-Diabetikern ins Spiel gebracht. Wie Professor Dr. Jochen Seubert vom Universitätsklinikum Freiburg berichtete, hat Dapagliflozin seit einiger Zeit die Indikationserweiterung in der Tasche und darf bei Typ-1-Diabetes in Ergänzung zu Insulin bei Patienten mit einem Body-Mass-Index von mindestens 27 eingesetzt werden, wenn Insulin allein den Blutzucker trotz optimaler Insulintherapie nicht ausreichend kontrolliert.
Diabetes-Patienten unter Gliflozin-Therapie sollten neben ihrem Blutzuckerspiegel auch die Ketonkörper im Blick behalten. / Foto: Shutterstock/Dragana Gordic/Hermes
Seubert verwies auf das DEPICT-Studienprogramm mit Dapagliflozin bei Typ-1-Diabetes. Neben einer Senkung des HbA1c-Wertes hält es der Mediziner für ganz wichtig, dass das Gliflozin auch die Glucose-Variabilität bei den Patienten deutlich reduzierte. Die Blutzuckerwerte der Patienten lagen für rund 2,5 zusätzliche Stunden im zuvor festgelegten Zielkorridor. Über 52 Wochen betrachtet, konnte der Insulinbedarf der Patienten gesenkt werden und auch das Körpergewicht reduzierte sich. Ein erhöhtes Unterzuckerungsrisiko habe es nicht gegeben, so Seubert.
Im Zusammenhang mit Gliflozinen wird häufig auch auf eine mögliche Ketoazidose hingewiesen. Die Behandlung mit Forxiga bei Typ-1-Diabetes muss laut dem Referenten auch deshalb von einem Spezialisten initiiert und kontrolliert werden. Die empfohlene Dosis beträgt nur 5 mg einmal täglich und vor Therapiebeginn sollten Risikofaktoren für eine diabetische Ketoazidose bewertet werden.
Zudem sollte sichergestellt sein, dass der Patient in der Lage ist, die Ketonkörper-Spiegel eigenständig zu überwachen. Während der ersten ein bis zwei Wochen der Behandlung sollte der Patient dies regelmäßig tun. Längere Fastenzeiten oder Insulinmangel sollten die Patienten vermeiden und das Gliflozin zum Beispiel bei Infektionen und vor Operationen pausieren. Laut Seubert haben normalgewichtige Patienten ein höheres Risiko für Ketoazidosen als übergewichtige Patienten und solche mit Insulinresistenz.