Neuartiger Wirkstoff bei Migräne im Handel |
Kerstin A. Gräfe |
04.04.2023 07:00 Uhr |
Bei Migräne ist der neue Wirkstoff Lasmiditan eine Alternative für Patienten, die Triptane nicht vertragen oder diese aufgrund bestimmter Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems nicht anwenden dürfen. / Foto: Adobe Stock/sebra
Triptane sind nach der S1-Leitlinie »Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne« die Substanzen mit der besten Wirksamkeit bei akuten Migräneattacken. Zum Einsatz kommen sie bei starken Kopfschmerzen und Migräneattacken, die nicht auf Analgetika oder nicht steroidale Antirheumatika ansprechen. Triptane haben jedoch den Nachteil, dass sie aufgrund ihrer vasokonstriktorischen Wirkung bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen kontraindiziert sind. Für dieses Kollektiv ist nun mit Lasmiditan (Rayvow®50 mg/100 mg/200 mg Filmtabletten, Lilly) eine Alternative im Handel.
Lasmiditan wirkt wie Triptane am Serotoninrezeptor, allerdings nicht wie diese an den Subtypen 5-HT1B und 5-HT1D, sondern selektiv als Agonist an 5-HT1F. Rayvow bewirkt keine Vasokonstriktion an den Blutgefäßen wie die Triptane. Der exakte Wirkmechanismus ist unbekannt. Vermutlich beinhalten aber die Wirkungen von Lasmiditan neben der agonistischen Wirkung am 5-HT1F-Rezeptor eine Verringerung der Freisetzung von Neuropeptiden und eine Hemmung von Schmerzwegen, einschließlich des Trigeminusnervs.
Zugelassen ist Lasmiditan zur Akutbehandlung der Kopfschmerzphase bei Migräneattacken mit oder ohne Aura bei Erwachsenen. Die empfohlene Initialdosis beträgt 100 mg. Bei Bedarf kann sie für eine stärkere Wirksamkeit auf 200 mg erhöht oder für eine bessere Verträglichkeit auf 50 mg verringert werden. Sollte der Migränekopfschmerz nach Einnahme von 50 mg oder 100 mg Lasmiditan innerhalb von 24 Stunden nach dem ersten Ansprechen erneut auftreten, können Patienten eine zweite Dosis derselben Stärke einnehmen.
Die Anwendung der zweiten Dosis sollte dabei aber nicht innerhalb von zwei Stunden nach der ersten erfolgen. Innerhalb von 24 Stunden dürfen nicht mehr als 200 mg Lasmiditan eingenommen werden. Hat ein Patient auf die erste Dosis nicht angesprochen, ist es unwahrscheinlich, dass eine zweite Dosis bei derselben Attacke von Nutzen ist.