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Vor dem Protesttag
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NDR macht Lieferengpässe zum großen Thema

Was bedeuten die Arzneimittel-Lieferengpässe für die Arbeit in der öffentlichen Apotheke? Was sind die Ursachen dafür und welche Maßnahmen könnten die Situation langfristig bessern? Darüber sprachen Apothekerin Elisabeth Mürnseer und Bundestags-Abgeordnete Paula Piechotta (Grüne) mit Moderatorin Birgit Langhammer im NDR.
AutorKontaktWiebke Gaaz
Datum 14.06.2023  08:00 Uhr

Mehr Puffer und bessere Rabattverträge

In der neuen Gesetzgebung soll eine höhere Bevorratung vorgeschrieben werden, um Nachfragespitzen abpuffern zu können, sagte die Politikerin zur Strategie. Bei der Vergabe von Rabattverträgen sollen mindestens zwei Hersteller in Europa produzieren (vom Wirkstoff bis zur Verpackung) und dafür etwas mehr Geld erhalten. Sie verteidigte die Rabattverträge im Generikamarkt mit dem Hinweis, dass sie dazu beitragen, jeden Bürger versichern zu können und Medikamente bezahlbar zu machen – anders als in beispielsweise in den USA, wo nicht selten Mondpreise für Medikamente verlangt werden und diese nicht jedem zugänglich sind. Zudem seien sie eine gewisse Absatzgarantie für den Hersteller, der den Rabattvertrag mit der Krankenkasse abschließt.

Bitte nicht hundert Apotheken abtelefonieren

Da nun auch viele Arzneimittel von den Lieferengpässen betroffen seien, die »nicht einfach mal austauschbar« seien, etwa retardiertes Carbamazepin, müsse wesentlich häufiger die Arztpraxis kontaktiert werden, wo sich die Mehrarbeit fortsetzt, erklärte Mürnseer den Zuhörern. Diesen riet sie jedoch davon ab, hundert Apotheken anzurufen, um noch eine Packung ihres Arzneimittels zu finden. Kranke Menschen hätten dafür keine Energie, und die Lösung des Problems sollten sie besser in die Hände des Apothekers in ihrer Stammapotheke geben. Dies sei ihr zum Glück noch immer gelungen, führe aber dazu, dass eine ihrer Mitarbeiterinnen die Hälfte der Arbeitszeit nur mit der Bearbeitung von Lieferengpässen beschäftigt ist.

Zum Schluss erklärte die Apothekerin, worum es beim Protest am 14. Juni ihrer Meinung nach hauptsächlich geht: Darum, dass die mangelnde Wertschätzung der apothekerlichen Leistung und deren mangelhafte Vergütung in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gehoben werden. Sie erinnerte daran, dass die Basisvergütung seit 2004 so gut wie unverändert gilt und diese nicht an die Inflation und an steigende Tariflöhne angepasst worden ist. Gleichzeitig sind aber eine Menge an Zusatzleistungen und bürokratischen Aufgaben dazugekommen. Das Kümmern und Sorgen um Medikamente, die von Lieferengpässen betroffen sind, soll nun zwar mit 50 Cent pro Fall vergütet werden – dies stehe aber in keinem Verhältnis zum Aufwand, der tagtäglich in den Apotheken dafür betrieben werden müsse, so Mürnseer.

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