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NDMA-Kontamination in Metformin

Auch das wichtige Antidiabetikum Metformin scheint mit dem krebserregenden Nitrosamin N-Nitrosodimethylamin (NDMA) verunreinigt zu sein. Noch haben sich das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) aber nicht offiziell geäußert.
Theo Dingermann
05.12.2019  12:48 Uhr

Offensichtlich halten sich die Gefahren in Grenzen, die von der Verunreinigung ausgehen. Zu gering scheinen die Konzentrationen zu sein, um akut Alarm zu schlagen und Medikamentenchargen zurückzurufen. Bisher teilte das BfArM hierzu mit: »Das BfArM befindet sich hinsichtlich Metformin in enger Abstimmung mit der EMA und den in Deutschland für die Überwachung des Arzneimittelverkehrs zuständigen Landesbehörden. Mit Blick auf diese noch laufende Abstimmung können derzeit noch keine abschließenden Aussagen zu möglichen weiteren Maßnahmen getroffen werden. Patienten sollten Metformin jedoch nicht absetzen.«

Auch die US-Arzneimittelaufsicht FDA meldete, dass sie Metformin-Chargen testet. Bisher wurde aber auch seitens dieser Behörde nicht bestätigt, dass Chargen entdeckt wurden, bei denen die zulässige Tagesdosis von 96 ng überschritten ist. Daher warnt auch die FDA, derzeit Metformin ohne Rücksprache mit dem Arzt unter keinen Umständen abzusetzen.

Ganz ähnlich äußert sich die EMA. Nach derzeitigem Wissen wurden noch keine Chargen mit bedenklichen NDMA-Konzentrationen identifiziert. Dennoch: »Obwohl das bisher sich abzeichnende Risiko durch NDMA-Kontaminationen sehr gering ist, sollten derartige Verunreinigungen in Medikamenten vermieden werden«, teilte die EMA in einer E-Mail mit. »Wenn die NDMA-Konzentration ein bestimmtes Niveau überschreitet, werden die Behörden die notwendigen Maßnahmen ergreifen.«

Ins Rollen gebracht hatte die Informationswelle Polens Gesundheitsminister Łukasz Szumowski. Zwischenzeitlich wurde bekannt, dass auch in Polen keine Produkte gefunden wurden, die einen Chargenrückruf erforderlich gemacht hätten. Stattdessen wird auch in Polen an die Bevölkerung appelliert, ihre Medikamente wie gewohnt einzunehmen, da der Nutzen der Diabetesbehandlung jedes theoretische Krebsrisiko überwiegt.

Lediglich in Singapur haben die Zulassungsbehörden drei von 46 Metformin-Chargen zurückgerufen, nachdem in diesen NDMA-Konzentrationen gefunden wurden, die »über dem akzeptablen Niveau« lagen.

Aktuelle Probleme liegen vornehmlich in der Kommunikation 

Auch wenn das NDMA-Problem im Falle von Metformin momentan objektiv als so marginal eingeschätzt wird, dass noch kein Handeln seitens der Aufsichtsbehörden erforderlich scheint, kann sich der aktuelle Fall für die Volksgesundheit noch als sehr relevant erweisen. Denn dass es für Patienten schwierig sein kann, quantitative Informationen korrekt einzuordnen, hat der Valsartan-Skandal deutlich gezeigt. Um so wichtiger wird es sein, bei jeder Metformin-Abgabe darauf zu verweisen, dass es sich hierbei um ein lebenswichtiges Medikament handelt, das dringend einzunehmen ist.

Zusätzlich ist aus pharmazeutischer Sicht immer wieder zu betonen und zu fordern, dass derartige Verunreinigungen, auch wenn sie keine »Höchstmengen« überschreiten, nicht vorkommen dürfen.

Doch wie kommt NDMA überhaupt ins Metformin? Prinzipiell sind zwei Kontaminationsquellen denkbar: die Synthesestrategie oder verunreinigte Lösungsmittel. »Obwohl nicht zwingend ausgeschlossen ist, dass die Verunreinigung durch die Synthese in das Produkt gelangt ist, sprechen die geringen Konzentrationen eher für einen Eintrag durch nicht ganz saubere Lösungsmittel«, sagte Professor Dr. Fritz Sörgel vom Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Heroldsberg der PZ. Das war auch schon im Fall des NDMA-kontaminierten Ranitidins ein wahrscheinliches Szenario. Gerade wegen dieser Lösungsmittelproblematik wird Metformin sicherlich nicht der letzte Wirkstoff sein, bei dem NDMA als Verunreinigung identifiziert wird.

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