| Sven Siebenand |
| 15.09.2021 16:58 Uhr |
Bedingt durch den Einfluss von Typ-I-Interferonen kommt es bereits im sehr frühen Stadium einer schweren Infektion zu Änderungen bei den natürlichen Killerzellen. Begleitet wird das in der Regel von einer Funktionsstörung, die über mehrere Wochen anhalten kann. / Foto: Adobe Stock/Juan Gärtner
Forscher haben die Rolle von NK-Zellen im Verlauf bei Covid-19 im Detail analysiert. Dazu untersuchten sie in regelmäßigen Abständen Blutproben von mehr als 200 Covid-19-Patienten, teilweise von der ersten bis zur sechsten Woche der Infektion. So ließ sich eine Aussage über die molekularen Eigenschaften und Funktionen der Zellen im zeitlichen Verlauf machen. Im Fachjournal »Immunity« veröffentlichte das Team um Erstautor Dr. Benjamin Krämer von der Universität Bonn die Ergebnisse.
Bei Patienten mit moderaten Symptomen waren zu Beginn der Infektion leichte Funktionsstörungen der NK-Zellen zu beobachten, die sich aber nach kurzer Zeit wieder normalisierten. Anders bei schwer Erkrankten: »Drei Wochen nach Infektion waren bei schweren Verläufen molekulare Muster in den NK-Zellen zu erkennen, die bereits bei anderen Immunzellen im Kontext der Fibrosebildung bekannt sind. Passend dazu haben diese NK-Zellen ihre Kapazität, Gewebevernarbungen zu verhindern, erheblich verloren. Dies hat möglicherweise einen Einfluss auf den Umbau des Bindegewebes in der Lunge«, so Mitautorin Dr. Anna Aschenbrenner, ebenfalls Bonn, in einer Pressemeldung der Hochschule. Das passt zur Tatsache, dass eine schwere Covid-19-Infektion meist von einer Lungenfibrose begleitet wird. Die NK-Zellen, die sonst eigentlich für ihre antifibrotischen Eigenschaften bekannt sind, haben diese Aktivität offenbar verloren.
Ob sich aus den neu gewonnenen Erkenntnissen nun verbesserte Behandlungsmöglichkeiten ableiten lassen, ist leider noch ungewiss. »Inwieweit diese Ergebnisse einen therapeutischen Ansatz unterstützen, muss in nachfolgenden Studien untersucht werden«, sagt Krämer.
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