Nah am Kunden, fernab der Offizin |
Laura Rudolph |
14.04.2023 10:20 Uhr |
»Etwa 70 bis 80 Prozent der Anfragen können hier bereits beantwortet werden«, berichtet Löw. Ist die Anfrage komplexer und/oder erfordert eine Recherche, werde sie zum sogenannten Backoffice weitergeleitet. Dort arbeiteten Ärzte, Apotheker und Naturwissenschaftler, in der Regel mit Promotion, so die Apothekerin.
Eine solche komplexe medizinische Anfrage könnte dann beispielsweise bei Dr. Simon Lang landen, der sich derzeit bei Novartis in Weiterbildung zum Fachapotheker für Arzneimittelinformation befindet. Im Backoffice des Medizinischen Infoservice ist er insbesondere für Anfragen zu den Themen Rheumatologie, Dermatologie sowie Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen zuständig.
Die Weiterbildung zum Fachapotheker für Arzneimittelinformation dauert regulär drei Jahre in Vollzeit und umfasst neben der praktischen Arbeit mindestens 120 Seminarstunden. Wer die Weiterbildung erfolgreich absolviert hat, kann nicht nur in medizinisch-wissenschaftlichen Abteilungen arbeiten, sondern beispielsweise auch in Zulassungsabteilungen der pharmazeutischen Industrie, in Arzneimittelinformationsstellen oder in der klinisch-pharmakologischen Forschung.
»Wir als Medizinischer Infoservice liefern unabhängige, fachspezifische medizinische Informationen zu unseren Produkten«, betont Lang. Etwa 70 Wirkstoffe umfasst das Produktportfolio, das er mit seinen Kolleginnen und Kollegen mit wissenschaftlicher Expertise betreut. Insbesondere für Apotheker, die in der Offizin tätig sind, bietet der Medizinische Infoservice den Vorteil, dass Fragen fachlich kompetent und in der Regel sehr zügig beantwortet werden – in der Apotheke müsse es schließlich schnell gehen, wenn der Kunde wartet, erklärt Löw. Ein Anruf könne dabei viel Zeit im Vergleich zu einer Eigenrecherche sparen.
»Auch bei komplizierten Anfragen, für deren Beantwortung wir viel recherchieren und Studien sichten, stellen wir dem Kunden anstelle einer Standardantwort individuell relevante Informationen bereit«, schildert Löw und ergänzt: »Uns ist es wichtig, dass alle unsere Kunden präzise Informationen und Antworten auf ihre Fragen bekommen. Bei Anfragen von Ärzten unterstützt dies gegebenenfalls ihre Therapieentscheidungen und bei Patienten die Therapiesicherheit.«
Anfragen zu recherchieren, zu denen die Datenlage nicht eindeutig ist, hält die PTA und Pharmazeutin im Praktikum, Isabell Ziegelbauer, für besonders spannend. Sie absolviert aktuell die erste Hälfte ihres praktischen Jahres (PJ) bei Novartis im Bereich Medizinische Information. »In diesem Fall gilt es, dem Kunden alle Informationen objektiv und ausgewogen darzulegen, die aus den verfügbaren Studien hervorgehen«, ergänzt sie. An ihrer PJ-Stelle schätzt sie insbesondere die Möglichkeit, Einblicke in verschiedene Abteilungen der pharmazeutischen Industrie zu bekommen, abteilungsübergreifend zu arbeiten sowie die eigenständigen Projekte – im Büro oder im Homeoffice.
Wer den direkten Kundenkontakt schätzt und dabei pharmazeutische Expertise einbringen und vertiefen möchte, für den ist die Arzneimittelinformation in der Pharmaindustrie ein spannendes Betätigungsfeld.