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Medizinische Information

Nah am Kunden, fernab der Offizin

Was macht eigentlich ein Apotheker in einer medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung eines pharmazeutischen Unternehmens? Das erklären eine Apothekerin in leitender Position, ein Apotheker in Weiterbildung zum Fachapotheker für Arzneimittelinformation sowie eine Pharmazeutin im Praktikum, die in diesem Bereich tätig sind.
Laura Rudolph
14.04.2023  10:20 Uhr

»Besonders gut an meinem Beruf gefällt mir, dass man auch in der pharmazeutischen Industrie den Kontakt zum Kunden nicht verliert«, sagt Dr. Eva Löw, die einen Bereich des Medizinischen Infoservice der Firma Novartis Pharma in Nürnberg leitet. Die Fachapothekerin für Arzneimittelinformation arbeitet nun seit mehr als 20 Jahren im Bereich Medizinische Information – und das »immer noch sehr gerne«. Der Begriff »Medizinische Information« steht für die medizinisch-wissenschaftliche Fachabteilung eines Pharmaunternehmens. Sie ist unter anderem dafür zuständig, individuelle medizinische und pharmazeutische Fragen zu ihren Produkten und Therapiegebieten zu beantworten.

Rund 35.000 Anfragen erhält das Team um Löw pro Jahr – von medizinischen Fachkreisen, Menschen in Gesundheitsfachberufen, Patienten und deren Angehörigen. Dabei stammt etwa jede dritte Anfrage von Apothekern. Die Fragestellungen sind individuell sehr unterschiedlich und reichen von pharmazeutischen über medizinische bis hin zu gesundheitspolitischen Anliegen. Anfragen zu pharmazeutischen Themen können beispielsweise Sondengängigkeit, Lagerung und Stabilität sowie Interaktionen, klinische Studien oder den Off-Label-Gebrauch betreffen. Darüber hinaus werden medizinische Originalliteratur, Patientenbroschüren oder Ärztemuster angefragt. Auch die Umsetzung produktbezogener Projekte gehört zum Aufgabenspektrum des Medizinischen Infoservice.

»Wie viele Anfragen wir erhalten und von wem, schwankt«, erklärt Löw. Beispielsweise meldeten sich bei Produktneueinführungen vermehrt Ärzte. Während der Coronaviruspandemie waren es dagegen gehäuft Anfragen von verunsicherten Patienten. Der Medizinische Infoservice der Novartis Pharma ist in zwei Stufen aufgebaut und neben üblichen Kanälen wie Telefon, E-Mail oder Fax etwa auch über einen Live-Chat erreichbar. Initial erreichen die eingehenden Anfragen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des sogenannten Frontoffice, die mindestens die Qualifikation nach Paragraf 75 des Arzneimittelgesetzes aufweisen, beispielsweise Pharmareferenten.

Fachapotheker für Arzneimittelinformation

»Etwa 70 bis 80 Prozent der Anfragen können hier bereits beantwortet werden«, berichtet Löw. Ist die Anfrage komplexer und/oder erfordert eine Recherche, werde sie zum sogenannten Backoffice weitergeleitet. Dort arbeiteten Ärzte, Apotheker und Naturwissenschaftler, in der Regel mit Promotion, so die Apothekerin.

Eine solche komplexe medizinische Anfrage könnte dann beispielsweise bei Dr. Simon Lang landen, der sich derzeit bei Novartis in Weiterbildung zum Fachapotheker für Arzneimittelinformation befindet. Im Backoffice des Medizinischen Infoservice ist er insbesondere für Anfragen zu den Themen Rheumatologie, Dermatologie sowie Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen zuständig.

Die Weiterbildung zum Fachapotheker für Arzneimittelinformation dauert regulär drei Jahre in Vollzeit und umfasst neben der praktischen Arbeit mindestens 120 Seminarstunden. Wer die Weiterbildung erfolgreich absolviert hat, kann nicht nur in medizinisch-wissenschaftlichen Abteilungen arbeiten, sondern beispielsweise auch in Zulassungsabteilungen der pharmazeutischen Industrie, in Arzneimittelinformationsstellen oder in der klinisch-pharmakologischen Forschung.

»Wir als Medizinischer Infoservice liefern unabhängige, fachspezifische medizinische Informationen zu unseren Produkten«, betont Lang. Etwa 70 Wirkstoffe umfasst das Produktportfolio, das er mit seinen Kolleginnen und Kollegen mit wissenschaftlicher Expertise betreut. Insbesondere für Apotheker, die in der Offizin tätig sind, bietet der Medizinische Infoservice den Vorteil, dass Fragen fachlich kompetent und in der Regel sehr zügig beantwortet werden – in der Apotheke müsse es schließlich schnell gehen, wenn der Kunde wartet, erklärt Löw. Ein Anruf könne dabei viel Zeit im Vergleich zu einer Eigenrecherche sparen.

Individuelle Lösung statt Standardantwort

»Auch bei komplizierten Anfragen, für deren Beantwortung wir viel recherchieren und Studien sichten, stellen wir dem Kunden anstelle einer Standardantwort individuell relevante Informationen bereit«, schildert Löw und ergänzt: »Uns ist es wichtig, dass alle unsere Kunden präzise Informationen und Antworten auf ihre Fragen bekommen. Bei Anfragen von Ärzten unterstützt dies gegebenenfalls ihre Therapieentscheidungen und bei Patienten die Therapiesicherheit.«

Anfragen zu recherchieren, zu denen die Datenlage nicht eindeutig ist, hält die PTA und Pharmazeutin im Praktikum, Isabell Ziegelbauer, für besonders spannend. Sie absolviert aktuell die erste Hälfte ihres praktischen Jahres (PJ) bei Novartis im Bereich Medizinische Information. »In diesem Fall gilt es, dem Kunden alle Informationen objektiv und ausgewogen darzulegen, die aus den verfügbaren Studien hervorgehen«, ergänzt sie. An ihrer PJ-Stelle schätzt sie insbesondere die Möglichkeit, Einblicke in verschiedene Abteilungen der pharmazeutischen Industrie zu bekommen, abteilungsübergreifend zu arbeiten sowie die eigenständigen Projekte – im Büro oder im Homeoffice.

Wer den direkten Kundenkontakt schätzt und dabei pharmazeutische Expertise einbringen und vertiefen möchte, für den ist die Arzneimittelinformation in der Pharmaindustrie ein spannendes Betätigungsfeld.

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