mRNA-Cocktail zur universellen Virusabwehr |
Theo Dingermann |
19.08.2025 16:00 Uhr |
Die mRNA für zehn verschiedene antivirale Gene hat ein US-Forschungsteam in einem Präparat kombiniert – als breit wirksames Virusmittel. / © Getty Images/Artur Plawgo/Science Photo Library
Die Typ-I-Interferon-(IFN-I-)Antwort ist eine Signalkaskade, die eine wichtige Rolle bei der Virenabwehr spielt. Dabei aktivieren Typ-I-Interferone eine Reihe von Genen, die sogenannten IFN-I-stimulierten Gene (ISG). Einige von diesen drosseln die IFN-I-Antwort und damit die antivirale Reaktion, um Entzündungen zu kontrollieren. Ein solcher negativer Regulator ist ISG15. Zellen von Menschen mit einem ISG15-Mangel weisen eine konstante IFN-I-Antwort auf und können Virusinfektionen in vitro kontrollieren.
Das inspirierte ein Forschungsteam um Dr. Yemsratch T. Akalu, Dr. Roosheel S. Patel und Professor Dr. Justin Taft von der Columbia University in New York dazu, eine Methode zu entwickeln, die einen ISG15-Mangel nachahmt. Laut einer aktuellen Publikation im Fachjournal »Science Translational Medicine« identifizierten die Forschenden eine Gruppe von zehn ISG, die im Wesentlichen das breite antivirale Programm des IFN-I-Systems repräsentieren. Werden Zellen mit diesen zehn Genen ausgestattet, sind sie gegen verschiedene Viren resistent.
Zunächst untersuchten die Forschenden hierfür, inwieweit einzelne ISG antivirale Effekte gegen RNA-Viren zeigen. Mechanistisch greifen die zehn Genprodukte an unterschiedlichen Punkten des viralen Lebenszyklus an: Sie hemmen Virus-Eintrittswege, stören die RNA-Replikation, blockieren den Zusammenbau der Viren oder induzieren antivirale Stoffwechselprodukte. Da einzelne ISG nur virusspezifisch reagieren, kombinierten die Autoren sie. Das Team entwickelte einen Cocktail aus zehn modifizierten mRNA-Molekülen (modISG10), die für ISG codieren. In modISG10 sind die mRNA-Moleküle in Lipidnanopartikel so verpackt, dass alle zehn zu gleichen Teilen vorkommen.
Die Strategie, Zellen direkt mit den ISG auszustatten, ermöglichte eine hohe Proteinexpression ohne Induktion unspezifischer Interferonantworten oder einer negativen Regulation – ein entscheidender Unterschied zu einer direkten therapeutischen IFN-I-Gabe, die oft mit starken Nebenwirkungen verbunden ist.
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