Mögliche Gamechanger bei frühem Brustkrebs |
Laura Rudolph |
22.01.2025 12:30 Uhr |
Die Behandlung von Brustkrebs richtet sich nach den Eigenschaften des Tumors. Bei hormonabhängigen, HER2-negativen Tumoren spielen CDK4/6-Hemmer eine wichtige Rolle. / © Getty Images/David Espejo
Das Mammakarzinom ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Jede siebte erkrankt im Laufe ihres Lebens daran. Die Therapie richtet sich nach den Eigenschaften des Tumors: Ob er bereits gestreut hat oder nicht (fortgeschrittenes versus frühes Mammakarzinom) und ob er auf seiner Oberfläche Rezeptoren für Estrogen oder Progesteron (hormonrezeptorpositiv, HR+) oder den Wachstumsfaktor HER2 trägt.
Würstlein erklärte, wie sich die Behandlung des frühen, hormonabhängigen, HER2-negativen Mammakarzinoms in den letzten Jahren verbessert hat. In ihrem Vortrag ging die leitende Oberärztin des Brustzentrums am LMU Klinikum in München unter anderem auf die Rolle der Arzneistoffklasse der CDK4/6-Hemmer ein.
Professor Dr. Rachel Würstlein / © PZ/Alois Müller
CDK4/6-Hemmer blockieren die cyclinabhängigen Kinasen 4 und 6, die im Zusammenspiel mit Cyclin D1 die Zellteilung insbesondere bei HR-positiven Brustkrebszellen anregen. In der EU sind Palbociclib (Ibrance®) seit 2016, Ribociclib (Kisqali®) seit 2017 und Abemaciclib (Verzenios®) seit 2018 zugelassen. »Das sind Substanzen, die maximalen Durchbruch hatten beim metastasierten, hormonrezeptorpositiven Mammakarzinom«, sagte Würstlein. Die ursprüngliche Zulassungsindikation aller drei Vertreter ist lokal fortgeschrittener oder metastasierter Brustkrebs mit dem Status HR+/HER2-.
»Was uns im Moment am allermeisten beschäftigt, sind die CDK4/6-Inhibitoren beim frühen Mammakarzinom, die jetzt dazugegeben werden«, sagte die Onkologin. Abemaciclib wurde 2022 als erster Vertreter auch beim frühen Mammakarzinom (HR+/HER2-) zugelassen, als Adjuvans in Kombination mit einer endokrinen Therapie bei Patientinnen und Patienten mit hohem Rezidivrisiko. Vergangenen November sei dann die Indikationserweiterung für Ribociclib gefolgt, so Würstlein.
Ribociclib wird in Kombination mit einem Aromatasehemmer eingesetzt und hat in der laufenden Phase-III-Studie NATALEE gezeigt, dass es das Risiko eines Rückfalls bei Patienten mit frühem, hormonrezeptorpositivem, HER2-negativem Brustkrebs signifikant reduzieren kann (»The New England Journal of Medicine« 2024, DOI: 10.1056/NEJMoa2305488). 5101 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten entweder Letrozol oder Anastrozol plus Placebo oder plus Ribociclib (400 mg oral, immer für drei Wochen, gefolgt von einer Woche Pause). »Die Startdosis sind 400 mg und nicht wie bei metastasiertem Brustkrebs 600 mg«, erklärte die Referentin.
In der bisherigen Nachbeobachtungszeit von drei Jahren war das Rückfallrisiko unter Ribociclib plus Aromatasehemmer im Vergleich zur alleinigen Aromatasehemmer-Therapie um 3,3 Prozentpunkte geringer (9,6 versus 12,9 Prozent Rezidive). Dies entspricht einer relativen Risikoreduktion von 25,2 Prozent.
Wichtig: »Die Studie hatte Risikopatienten, deshalb hatten diese auch vorher eine Chemotherapie erhalten«, gab Würstlein zu bedenken. Abemaciclib oder Ribociclib seien momentan kein Ersatz für eine Chemotherapie.
»Die erste Studie, die beantworten wird, ob wir Patienten mit mittlerem oder erhöht mittlerem Risiko ohne vorhergehende Chemotherapie durch CDK4/6-Inhibitoren die Chemo ersparen können, ist die ADAPTcycle-Studie«, so die Onkologin. Ergebnisse würden für 2027 erwartet. Erst dann könne man wissen, ob und welche Patientengruppen ohne Einfluss auf die Prognose chemotherapiefrei therapiert werden können.