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Interview Sylvia Gabelmann (Linke)

»Mit Teilen der Union hätten wir beim RxVV kooperieren können«

Unter den 709 Bundestagsabgeordneten gibt es derzeit nur eine Apothekerin: Sylvia Gabelmann (Linke). Schon vor einigen Monaten kündigte die Pharmazeutin aber an, dass sie nicht erneut kandidiert. Vor ihrem Ausscheiden aus dem Parlament erklärt Gabelmann im PZ-Interview, warum sie sich zurückzieht, warum Gabriele Regina Overwiening der ABDA aus ihrer Sicht guttut und wie es um die Zukunft der Apothekenpolitik bei den Linken bestellt ist.
Benjamin Rohrer
06.07.2021  18:00 Uhr
»Mit Teilen der Union hätten wir beim RxVV kooperieren können«

PZ: Frau Gabelmann, mit Ihnen scheidet die im Moment einzige Apothekerin aus dem Bundestag aus. In den Apotheken arbeiten mehr als 160.000 Menschen. Sollten die aus Ihrer Sicht nicht auch in Zukunft im Bundestag vertreten sein?

Gabelmann: Die Linke setzt sich für eine gute und sichere Versorgung der Patientinnen und Patienten ein, auch mit Arzneimitteln. Darum haben wir als Fraktion die Situation der Apotheken speziell im Blick. Sicherlich hilft es dabei, dass ich Apothekerin bin. Aber auch ohne mich wird sich an der Apothekenpolitik der Linken nicht viel verändern. Und auch wenn ich Apothekerin bin, so bin ich nicht als Vertreterin der Apothekerschaft in den Bundestag gewählt worden, sondern als Vertreterin all derjenigen, die einen Wandel durch die Politik der Linken wünschen. Prinzipiell sollten die im Bundestag vertretenen Berufsgruppen breiter gefächert sein.

PZ: Welche Gründe hat Ihr Ausscheiden nach nur einer Legislaturperiode?

Gabelmann: Dass ich nicht mehr kandidiert habe, hat ganz überwiegend gesundheitliche Gründe. Nach einem zweiten Lokalrezidiv eines Brustkrebses und meinem Wissen um die Zusammenhänge zwischen Krebsentstehung und Stress kam es für mich nicht in Frage, noch einmal ein Mandat anzustreben. Meine Gesundheit geht einfach vor.

»Das Boni-Verbot bietet keine Gleichpreisigkeit«

PZ: Dann wünschen wir Ihnen natürlich in erster Linie gute Besserung. Wie beurteilen Sie die Entwicklungen in der Apothekenpolitik der vergangenen Jahre? Durch die Coronavirus-Pandemie haben die Pharmazeuten ja viele Aufgaben hinzu bekommen, gleichzeitig werden gerade die Vorarbeiten für eine völlig neue, digitale Versorgung gelegt…

Gabelmann: Ich sehe mit großer Sorge, dass das Apothekensterben anhält. Sehr bedauerlich ist, dass insbesondere Jens Spahn und die SPD es blockierten, das Tor für den Versandhandel zu schließen. Mit Teilen aus der CDU/CSU hätte Die Linke hier durchaus kooperieren können. Das Boni-Verbot gilt nur für Kassenpatientinnen und Kassenpatienten, aber nicht für Privatversicherte, Beihilfeberechtigte oder für die Selbstzahlerinnen und Selbstzahler und ist eben keine Gleichpreisigkeit. Durch die Einführung des E-Rezepts werden DocMorris und Co. einen weiteren Umsatzanschub bekommen. Unsere Anträge und Forderungen im Bundestag, die hier Riegel vorschieben sollten, wurden von CDU/CSU und SPD stets abgelehnt. Gerade in der Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig eine erreichbare Apotheke vor Ort ist und wie zuverlässig und schnell Apotheken verschiedene, für die gesamte Gesellschaft wichtige Aufgaben übernehmen können.

PZ: Konnten Sie und Ihre Fraktion sich denn mit Vorschlägen, Forderungen und Ideen zumindest teilweise umsetzen?

Gabelmann: Ich hoffe, dass mein Engagement vielen Apothekerinnen und Apothekern Mut gemacht hat, sich für ihre Interessen einzusetzen. Für den dauerhaften Erhalt der Offizinen braucht es immer wieder Druck auf die Politik von allen Beschäftigten in Apotheken gemeinsam mit den Kundinnen und Kunden. Ich bin sicher, mit Frau Overwiening an der Spitze wird die ABDA zukünftig kämpferischer sein. Bestimmt haben unsere Anträge und unsere Anfragen Anstöße bei den Koalitionären gegeben, Änderungen an deren Gesetzentwürfen vorzunehmen. Zum Beispiel bei den ungleichen Maßstäben für den in- und ausländischen Versandhandel bei der Einhaltung der Temperatur während des Transportes von Arzneimitteln. Die an das VOASG angehängte Änderung, die dem Versandhandel nun strenge Einhaltungen der Temperatur auferlegt, ist allerdings leider das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt wurde, da niemand für die Kontrollen zuständig sein will. Und dass im Bundestag über den Rx-Versandhandel debattiert wurde, ist nicht zuletzt der Linken zu verdanken. Durch mehrere Anträge für eine gute und wohnortnahe Arzneimittelversorgung und darum für ein Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln sowie durch öffentliche Anhörungen von Sachverständigen im Ausschuss für Gesundheit hat Die Linke das Thema kontinuierlich im Fokus gehabt. Insgesamt aber sind wir von einem grundsätzlichen Paradigmenwechsel im Gesundheitswesen weit entfernt. Nach wie vor geht es eher um Profite (Beispiel Pharmaindustrie und Krankenhaus-Konzerne) als um die Gesundheit der Menschen – und zwar global. Ich fordere auch für das Gesundheitswesen eine kausale statt einer symptomatischen Therapie.

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