Mit Pflanzen besser schlafen |
Erholsamer Schlaf bleibt für viele ein Traum. Unterstützen können neben Einschlafritualen pflanzliche Arzneimittel. / Foto: Getty Images/Milko
Am Abend rasch einschlafen, idealerweise ohne Unterbrechungen durchschlafen und am nächsten Morgen frisch und ausgeruht in den Tag starten – wenn das nicht gelingt, kommen zahlreiche mögliche Ursachen infrage. Dazu gehören bestimmte Grunderkrankungen, einige Pharmakotherapien und nicht zuletzt ungünstige Lebensgewohnheiten.
So können schmerzhafte Beschwerden es unmöglich machen, eine entspannte Schlafposition zu finden. Eine Schlafapnoe setzt den Schläfer unter Stress, sodass Betroffene am Morgen mitunter erschöpft aufwachen. Alarmierend ist es, wenn sich geräuschlose Phasen mit plötzlichen, sehr lauten Schnarchgeräuschen abwechseln. Beim Restless-Legs-Syndrom spüren Betroffene insbesondere in Zeiten der Ruhe ein Kribbeln in den Beinen und einen schwer beherrschbaren Bewegungsdrang. Aber auch eine Schilddrüsenüberfunktion oder psychische Erkrankungen können einen erholsamen Schlaf beeinträchtigen. In solchen Fällen ist zum Arztbesuch zu raten. Häufig bessert eine Behandlung der Grunderkrankung auch die Schlafprobleme.
Zum Beratungsgespräch über Schlafstörungen sollte auch eine kurze Medikationsanalyse gehören. Den Schlaf beeinflussende Pharmakotherapien sind etwa systemisch angewendete Glucocorticoide, Antihypertonika, Schilddrüsenhormone sowie antriebssteigernde Antidepressiva und Aromatasehemmer. Indirekt können Diuretika den Schlaf rauben: Wenn sie zu spät im Tagesverlauf eingenommen werden, muss der Patient in der Nacht die Toilette aufsuchen. Auch hier sollte an den Arzt verwiesen werden, um – sofern möglich – eine Änderung der Therapie oder des Zeitpunkts der Arzneimittel-Anwendung zu erwägen.
Nicht zuletzt spielen Lebensumstände eine wichtige Rolle. Den ganzen Tag unter Zeitdruck und höchster Anspannung, aber zur Nacht wie auf Knopfdruck entspannt und einschlafbereit – das kann kaum gelingen und eine entsprechende Erwartungshaltung wird häufig enttäuscht. Denn wer Aktivitäten bis kurz vor dem Zubettgehen ausdehnt, nimmt Aufgaben, Sorgen und/oder Stress häufig mit ins Schlafzimmer. Erholsamer Schlaf kann sich so nur selten einstellen. Und: Wer häufiger schlecht schläft, den setzt der Gedanke an die nächste nicht erholsame Nacht zusätzlich unter Druck. Daher gehören auch die Lebens- und Schlafgewohnheiten auf den Prüfstand: Koffein reduzieren und/oder nicht zu spät im Tagesverlauf konsumieren, auf Alkohol verzichten, keine spannenden True-Crime-Folgen kurz vor dem Zubettgehen, stattdessen eine feste Zubettgehzeit sowie zuvor Entspannungsübungen und ein Einschlafritual sind oft wenig beliebte, aber dennoch wichtige Empfehlungen.
Insbesondere pflanzliche Therapieoptionen stehen in der Selbstmedikation bei vielen Betroffenen hoch im Kurs, da sie ein geringes Nebenwirkungspotenzial besitzen und anders als verschreibungspflichtige Optionen nicht abhängig machen. Zur Verfügung stehen als Mono- oder Kombinationspräparate Zubereitungen aus Baldrianwurzel, Hopfenzapfen, Passionsblumenkraut und Melissenblättern. Eine Empfehlung in der S3-Leitlinie »Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen« der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin gibt es jedoch nicht, da die Qualität der Studien hierfür nicht ausreicht. Für bestimmte Extrakte spricht die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) jedoch eine Empfehlung aufgrund eines well-established oder traditional Use bei nervöser Unruhe, Stress Schlafstörungen aus. Melissenblätter können demnach außerdem bei Beschwerden leichter Verdauungsstörungen eingesetzt werden.
Steht eine ängstliche Grundstimmung im Vordergrund, kann Lavendelöl versucht werden. Johanniskraut und seine Zubereitungen nehmen eine Sonderstellung ein. Sie eignen sich, wenn eine depressive Verstimmung als Auslöser für den gestörten Schlaf angenommen werden muss. Zu beachten ist hier allerdings das ausgeprägte Wechselwirkungspotenzial. So ist die Einnahme kontraindiziert, wenn unter anderem Immunsuppressiva, Proteasehemmer oder Antikoagulanzien vom Cumarin-Typ angewendet werden. Interaktionen sind zudem möglich unter anderem mit Simvastatin, trizyklischen Antidepressiva oder hormonellen Kontrazeptiva.