Mit diesen Angeboten Gesundheitskompetenz stärken |
Alexandra Amanatidou |
26.05.2025 10:30 Uhr |
Welche Angebote bieten Apothekerkammern an, um Apotheken bei der Verbesserung von Gesundheitskompetenz zu unterstützen? / © ABDA
Seit 2017 versucht der Bund mit der »Allianz für Gesundheitskompetenz« die Bürgerinnen und Bürger dabei zu unterstützen, relevante Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen und im Alltag anzuwenden. Auch die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände ist Teil dieser Allianz. Doch gerade mit der Gesundheitskompetenz haben drei von vier Erwachsenen in Deutschland Schwierigkeiten, wie eine repräsentative Studie zeigt.
»Es ist Kernaufgabe auch unseres heilberuflichen Berufsbildes, Gesundheitskompetenz zu fördern«, sagt Ina Lucas, Präsidentin der Apothekerkammer Berlin auf Anfrage der PZ. »Apotheken sind für viele Menschen die erste, barrierearme und niederschwellige Anlaufstelle, wenn es um individuelle pharmazeutische Gesundheitsfragen geht«.
Da stellt sich die Frage: Welche Angebote haben die Apothekerkammern, um die Apothekerinnen und Apotheker bei der Verbesserung der Gesundheitskompetenz der Patienten zu unterstützen? Welche Seminare und Angebote gibt es? Wir haben nachgefragt.
Mit der Verabschiedung des Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetzes (VOASG) haben Patientinnen und Patienten Anspruch auf pharmazeutische Dienstleistungen in Apotheken. Allerdings wissen die meisten davon nichts.
Die Apothekerkammer Niedersachsen hat deshalb einen Gesundheitspass entwickelt, mit dem Patientinnen und Patienten einen Teil ihrer Gesundheitsversorgung selbst organisieren können. »Die Apotheke übernimmt hier nicht nur die Rolle des Medikamentenversorgers, sondern bietet sichtbar ihre zusätzlichen pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) an«, heißt es in der Mitgliederzeitschrift der Kammer. So entstehe eine langfristige Begleitung, die weit über die Beratung bei der Abgabe von Medikamenten hinausgehe.
Auch das Qualifizierungskonzept ATHINA (Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken) kann dabei helfen. Das Projekt trägt nicht nur den Namen einer altgriechischen Göttin, sondern zielt mit Patientengesprächen auf ein besseres Therapieverständnis und auf die Eigenverantwortlichkeit der Patienten ab. Ursprünglich wurde ATHINA von der Apothekerkammer Nordrhein entwickelt, mittlerweile wird das Konzept in insgesamt zwölf Apothekerkammern umgesetzt.
Für die Apotheken, die sich immer noch fragen, wie sie loslegen sollen, hat Stefan Göbel, Inhaber der Brücken-Apotheke in Heringen, einen guten Tipp: »Der Punkt ist zu sagen: Ich mache es. Es ist immer der Sprung ins kalte Wasser«, sagte er in dem Online-Workshop von Pharma4u zum Thema »Zukunftskonzept: Rezeptabo aus der öffentlichen Apotheke«. Die Leute in der Apotheke zu integrieren, könne in jeder Apotheke klappen. »Ich glaube, dass alle Apotheken pharmazeutische Dienstleistungen anbieten können, egal ob klein oder groß.«
Die Initiative »Apotheke macht Schule« wurde von vielen Apothekerkammern als Maßnahme zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz aufgeführt. Die seit 24 Jahren laufende Vortragsreihe wurde von der Apothekerkammer Baden-Württemberg ins Leben gerufen und wird mittlerweile in vielen Kammern durchgeführt. In Vorträgen und kurzen Seminaren klären Apotheker Schüler zu verschiedenen gesundheitlichen Themen auf.
Eine ähnliche Initiative gibt es auch von der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt. Sie nennt ihr Angebot allerdings »Apotheke im Klassenzimmer«. Das Projekt soll das Bewusstsein von Schülerinnen und Schülern für einen achtsamen und verantwortungsvollen Umgang mit der Gesundheit stärken. Im Rahmen der Veranstaltung vermitteln Apothekerinnen und Apotheker aus der Praxis medizinische Themen spannend und praxisnah. Auf der Website heißt es: »Seit jeher gehört es zur Pflicht des Apothekers als Heilberufler, Patienten nicht nur über den Nutzen und die Gefahren von Medikamenten zu beraten, sondern sie auch vor körperlichen Schäden zu bewahren und die allgemeine Gesundheit zu fördern«.
Mit der satirischen Infokampagne »Wechselwirkungs-TV« (WeWi-TV) klärt die Apothekerkammer Westfalen-Lippe über die Gefahren von Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten auf. Auch die »WeWi-Bauernregeln«, also Postkarten in Reimform und mit provokanten Formulierungen, weisen auf die Gefahren von Wechselwirkungen hin.
Apotheken werden verstärkt in der Prävention aktiv. / © ABDA
Mit öffentlichen Aktionen versucht auch die Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, auf Gesundheitskompetenz-Themen aufmerksam zu machen. So ist sie etwa während der Herzwoche vom 16. bis 21. Juni unter dem Motto »#Herzenssache – Mach Deinem Herzen Beine!« in verschiedenen Städten in Sachsen-Anhalt präsent. Während der jährlichen Herzwoche setzen sich zahlreiche Akteure dafür ein, dem Thema Herzgesundheit im Alltag mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe organisiert anlässlich des Tages der Apotheke jährlich die Aktion »Ihre Apotheke mit Herz«. Das Ziel ist es, frühzeitig auf das Herzinfarktrisiko aufmerksam zu machen. Die Aktion findet am 7. Juni in mehreren Apotheken der Region statt.
Die meisten Apothekerkammern bieten ein breites Fortbildungsportfolio an, das sowohl online als auch Präsenzveranstaltungen umfasst. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Kommunikation. Wie kann ich Patientinnen und Patienten eine informierte Entscheidungsfindung ermöglichen? Genau das ist Thema des Fortbildungsformats »Journal Club Selbstmedikation« der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Hier geht es um die kritische Bewertung von Studien, aber auch was deren Ergebnisse konkret für die Patienten bedeuten.
Auch der Umgang mit Suchtpatienten wird in einigen Fortbildungen vermittelt. »Eine aktuelle Fortbildung befasst sich mit dem problematischen Gebrauch von Benzodiazepinen und thematisiert unter anderem die geeignete Patientenansprache bei Verdacht auf missbräuchliche Verwendung«, so die Apothekerkammer Schleswig-Holstein auf Anfrage der PZ. Die Fortbildung findet in Kooperation mit der Ärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung statt. Auch die Apothekerkammer Bremen bietet Sonderseminare zum Thema »Arzneimittelmissbrauch« an.
Für die Apothekerkammer Brandenburg ist Gesundheitskompetenz ein zentrales Anliegen. »Unsere Mitglieder werden hierzu durch Fortbildungen, Seminare und Informationsmaterialien stetig unterstützt, etwa im Bereich Medikationsberatung, Prävention sowie Kommunikation mit Patient*innen«, sagt Ramona Reimann, Apothekerin und aus der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Apothekerkammer, auf Anfrage der PZ.
»Aus unserer Sicht ist das ein wichtiges Thema, das sich hoffentlich nach Bildung der Regierung zügig konkretisiert«, sagt die Apothekerkammer Hamburg auf Anfrage der PZ. »Sobald wir wissen, wie die Dienstleistung der Apotheken hier genau aussehen soll, wird die Kammer Hamburg ein entsprechendes maßgeschneidertes Fortbildungsangebot schaffen.«