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Covid-19 und die Lunge

Milchglasmuster und andere Folgeschäden

«Genesen» steht in vielen deutschen Corona-Statistiken in den Fallzahl-Tabellen. Doch heißt das auch wieder fit? Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hat daran Zweifel.
PZ/dpa
27.07.2020  13:56 Uhr

Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie haben sich allein in Deutschland mehr als 200.000 Menschen nachweislich mit SARS-CoV-2 infiziert. Bis Montagmorgen galten davon 190.400 Infizierte als genesen. Doch stimmt das wirklich?

Bilder aus dem Computertomographen zeigten, dass viele Patienten mehr oder weniger starke Lungenschäden aufwiesen, heißt seitens der DGP. Die Uniklinik Augsburg veröffentlichte vor kurzem Bilder nach Obduktionen. Die Lungen mancher Corona-Opfer sahen erschreckend aus – löchrig wie ein Schwamm. Die Augsburger Ärzte kamen zu dem Schluss, dass diese Schäden nicht durch die Beatmung, sondern am ehesten direkt durch das Virus entstanden waren. Was heißt das für die Überlebenden?

«Es wird vermutet, dass es Spätfolgen geben kann, insbesondere im Bereich der Lunge», sagte Dr. Torsten Blum, Oberarzt in der Berliner Lungenklinik Heckeshorn im Helios-Klinikum Emil von Behring, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Dabei gehe es nicht allein um Covid-19-Patienten, die lange Zeit an Beatmungsgeräten lagen. «Da wissen wir, dass es Narben im Bereich der Lunge geben kann.» Wesentliche Fragen beträfen insbesondere die leichteren Fälle. Menschen, die nicht ins Krankenhaus mussten. «Möglicherweise kann dieses neue Coronavirus auch bei ihnen länger anhaltende oder gar dauerhafte Folgeschäden in der Lunge auslösen», sagt Blum. Konkret heißt das: Luftnot – vor allem bei Anstrengung.

«Eine Corona-Infektion ist nicht so harmlos wie sie jetzt oft dargestellt wird», ergänzt der Patient Dimitri Boulgakov. Ihn hat das Virus krank gemacht, obwohl Risikofaktoren wie Vorerkrankungen, Übergewicht, Rauchen und hohes Alter nicht zutreffen. Boulgakov ist Mitte 40 und durchtrainiert. Früher tanzte er am Moskauer Bolschoi-Theater, später für das Berliner Staatsballett – das heißt mehr als zwei Jahrzehnte Leistungssport. Geraucht hat er nie.

Milchglasmuster im CT

Wenn sich Blum mehr als zwei Monate später eine Computertomografie von Boulgakovs Lungen anschaut, sieht er viele gesunde Abschnitte, aber eingestreut auch krankhafte Veränderungen des Gewebes. Milchglasmuster nennen Ärzte diese weißen Einsprengsel, es sind entzündliche Stellen. Daraus könnten später Narben werden. Für eine Prognose sei es zu früh, fasst der Arzt zusammen. Der nächste Kontrolltermin ist in drei Monaten. Boulgakov berichtet, dass es ihm schon sehr viel besser gehe. «Aber es ist noch nicht so wie früher.» Er kommt mehr als zwei Monate nach Beginn der Erkrankung immer noch schnell aus der Puste, fühlt sich matt und abgeschlagen.

«Ich habe immer noch großen Respekt vor dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2», sagt Blum. Denn für ihn ist die Lunge nicht alles. «Dieses Virus kann zum Beispiel auch Herzmuskel, Darm, Niere, Gefäßinnenhäute und das Nervensystem schädigen», zählt er auf. Wie häufig und in welchem Ausmaß? Große Fragezeichen. Eine britische Studie beschrieb Ende Juni im Fachblatt «The Lancet Psychiatry» 153 Schicksale – ohne Anspruch auf Repräsentativität. Alle Patienten entwickelten als schwere Fälle in Kliniken im Zusammenhang mit Covid-19 Komplikationen. Darunter waren Schlaganfälle, aber auch Gehirnentzündungen und sogar Psychosen.

Auch Patienten in Deutschland, die zunächst nicht schwer erkrankt schienen, erlitten Herzinfarkte, Schlaganfälle, Lungenembolien oder Beinvenenthrombosen, berichtet Professor Dr. Clemens Wendtner, Chefarzt der Klinik für Infektiologie an der München Klinik Schwabing. Die Zahl der Betroffenen sei jedoch gering. Sie liege deutlich unter 10 Prozent der Patienten in der Klinik – und damit etwas unter 1 Prozent aller registrierten Infizierten.

Es bestehe aber das Risiko, dass es Spätfolgen gebe, urteilt auch Wendtner. «Ein Teil der Patienten wird langfristig Probleme entwickeln. Ich denke schon, dass wir hier sekundär durch Covid-19 auch neue Krankheitsbilder generieren.» Das Coronavirus könne eben nicht nur die Lunge, sondern letztlich jede Zelle des Körpers befallen, ergänzt Privatdozent Dr. Christoph Spinner vom Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. «Unzweifelhaft ist Covid 19 eine Systemerkrankung

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