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Herzgesunde COPD-Patienten

Metoprolol schützt nicht vor Exazerbationen

Der kardioselektive Betablocker Metoprolol kann nicht wie erhofft herzgesunde COPD-Patienten vor Exazerbationen schützen. Das berichtet ein Team um Dr. Mark T. Dransfield von der Universität von Alabama in Birmingham, USA, im Fachjournal »New England Journal of Medicine«.
Kerstin A. Gräfe
25.10.2019  14:00 Uhr

Die Wissenschaftler hatten die prospektive Studie BLOCK COPD aufgelegt, weil Beobachtungsstudien eine positive Wirkung des β1-selektiven Betablockers bei COPD-Patienten ohne Herz-Kreislauf-Erkrankungen nahegelegt hatten, randomisierte Studien dazu aber bislang fehlten.

An der Studie nahmen 532 Patienten im Alter von 40 bis 85 Jahren teil, die an COPD, aber keiner Herz-Kreislauf-Erkrankung litten. Sie bekamen randomisiert entweder ein retardiertes Meto­prolol-Präparat oder Placebo. Der primäre Endpunkt war die Zeit bis zur ersten Verschlechterung der COPD (Exazerbation).

Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen: In der Metoprolol-Gruppe kam es nach durchschnittlich 202 Tagen zur nächsten Exazerbation, unter Placebo nach 222 Tagen. Allerdings war das Risiko für eine Exazerbation, die zu einem Krankenhausaufenthalt führte, unter dem Betablocker fast verdoppelt (Hazard Ratio 1,91).

Während des Behandlungszeitraums gab es elf Todesfälle in der Meto­prolol-Gruppe und fünf in der Placebogruppe. Letztlich wurde die Studie aufgrund der Sinnlosigkeit in Bezug auf den primären Endpunkt und Sicherheitsbedenken vorzeitig abgebrochen. »Obwohl Beobachtungsstudien gezeigt haben, dass sich die Vorteile von Betablockern bei Patienten mit kürzlich aufgetretenem Myokardinfarkt und Herzinsuffizienz auf Patienten mit COPD erstrecken, wurde diese Hypothese prospektiv nicht bestätigt«, ­schreiben die Autoren.

Trotz dieses Ergebnisses sollten Ärzte nicht zögern, COPD-Patienten einen Betablocker zu verschreiben, sofern eine Indikation vorliegt, betont Professor Dr. William MacNee von der University of Edinburgh Medical School in einem begleitenden Kommentar (DOI: 10.1056/NEJMe1912664. Es gebe auch kaum Anhaltspunkte dafür, dass Betablocker derzeit bei COPD-Patienten ohne therapeutische Indikationen verschrieben werden. Im Gegenteil verschrieben Ärzte Betablocker selbst bei COPD-Patienten mit kardialen Indika­tionen meist nur ungern. 

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