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Pandemie-Management

Meinungen am Rande des Mainstreams

Die harten Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie dürfen und sollten durchaus kritisch hinterfragt werden. Allerdings muss sich der Diskurs dabei an die wissenschaftlichen Fakten halten. Das ist nicht immer der Fall.
Theo Dingermann
30.03.2020  11:40 Uhr

Die Meinung des Würzburger Virologen Professor Dr. Carsten Scheller

Eine private WhatsApp-Nachricht über das neuartige Coronavirus sorgte in der zweiten März-Woche für einiges Aufsehen. Sie fand irgendwie den Weg in die Öffentlichkeit. Darin äußerte sich ein damals noch unbekannter Sprecher gegenüber seiner Schwester beruhigend zur Gefährlichkeit der Lage mit dem Coronavirus.

Dies nahm das Internetportal Vitalstoff.Blog zum Anlass, Professor Dr. Carsten Scheller, den Schreiber der Nachricht, am 24. März 2020 um seine Einschätzung zur Corona-Pandemie zu bitten. Das Video wurde am 25. März veröffentlicht und bisher knapp 60.000 Mal abgerufen.

Das SARS-Coronavirus-2, so Scheller, sei vergleichbar mit dem Influenzavirus, auch hinsichtlich der von den beiden Viren verursachten Todeszahlen. Während der heftigen Influenza-Epidemie 2017/2018 starben in Deutschland binnen acht Wochen 25.000 Menschen an der Infektionskrankheit.

Davon, so Scheller, seien wir 2020 mit Corona weit entfernt. Dennoch sei die Angst vor dem Coronavirus bei den meisten in der Bevölkerung sehr viel größer als die Angst vor einer Influenza-Infektion im Jahr 2018. Der Grund: die marginale journalistische Begleitung der Influenza-Epidemie damals.

Scheller beklagt aktuell eine stark tendenziöse Datenlage zur Corona-Epidemie in Deutschland. Das macht er nicht vorwurfsvoll, sondern er erkennt sehr wohl an, dass das Vorgehen der Verantwortlichen den Zwängen der Situation geschuldet ist. Wegen des immer eklatanter werdenden Kapazitätsmangels sowohl hinsichtlich der Tests als auch hinsichtlich der Laborkapazität, werde das Bild stark in Richtung positiver Tests verzerrt. Denn aktuell könnten nur noch Patienten getestet werden, die bereits deutlich krank sind.

Scheller argumentiert, dass eigentlich ein Screening repräsentativer Stichproben dringend gebraucht würde. Dem kann man folgen. Allerdings lässt sich das momentan wegen begrenzter Testkapazitäten und fehlender validierter Antiköpertests nicht umsetzen.

Wie problematisch es ist, die verfügbaren Testdaten als Basis für Vorhersagemodelle zu verwenden, schildert Scheller am Beispiel einer Berechnung, die Professor Dr. Harald Lesch kürzlich im ZDF im Rahmen seiner Sendung »Leschs Kosmos« zum Thema Corona aufstellte. Basierend auf den Daten, die bis kurz vor der Sendung vorlagen, war für den Freitag der vergangenen Woche, spätestens jedoch für den heutigen Montag, ein Kollaps der Kliniken vorausgesagt worden. Dies ist nicht geschehen, wie wir wissen, weil die Zahlen, von denen ausgegangen wurde, die Wirklichkeit nicht widerspiegeln.

Aus diesen Gründen sieht Scheller die aktuellen Maßnahmen mindestens kritisch. Er empfiehlt, durchaus über Exitstrategien nachzudenken.

Einen interessanten Aspekt brachte er dann auch noch am Ende seines Videos. Er empfahl, auch einmal auf andere Gesellschaften zu schauen, und wählte als Beispiel Japan. Angenommen, den aus Japan gemeldeten niedrigen Zahlen könne man vertrauen, dann sollte man auf die offensichtlichen Unterschiede zwischen unserer und der japanischen Gesellschaft schauen.

Was da auffällt, so Scheller, ist die Angewohnheit vieler Japaner, im Winter mit einem Mundschutz ausgestattet in die Öffentlichkeit zu gehen. Man weiß, dass ein solcher Schutz den Träger nicht schützt. Er schützt allerdings das Umfeld des Trägers, da sehr viel (infektiöse) Feuchtigkeit zurückgehalten wird. In Zeiten einer Epidemie ist es sehr plausibel, dass durch das Tragen eines Mund-und Nasenschutzes die infektiöse Belastung des öffentlichen Raums stark reduziert wird.

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