Mehr als 5000 Apothekenmitarbeiter demonstrieren in Berlin |
Nicht nur tausende Apothekenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter aus Berlin protestierten gegen die aktuelle Gesundheitspolitik. Angereist waren auch Teams aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Schleswig-Holstein und Bayern. / Foto: PZ/Melanie Höhn
»Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut«: So emotional und geschlossen hat man die Apothekerschaft wohl noch nie gesehen. Mehr als 5000 Apothekerinnen, Apotheker, PTA und PKA in weißen Kitteln oder kreativen Kostümen aus ganz Deutschland fanden sich gegen Mittag am Potsdamer Platz ein, um von dort aus durch das Regierungsviertel zu ziehen, vorbei am Bundesministerium für Gesundheit (BMG) in Richtung Invalidenpark zur Abschlusskundgebung.
Der Protest fand anscheinend direkt politisches Gehör, denn noch während der Demonstration twitterte Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach: »Großer Apotheker Streik vor meinem Büro. Sie skandieren »…wir sind viele, wir sind laut, weil er uns die Kohle klaut…« Hinterlassen hat ihm die Apothekerschaft einige Null-Euro-Scheine vor der Tür seines Ministeriums.
Foto: PZ/Melanie Höhn
Nicht nur tausende Apothekenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter aus Berlin protestierten gegen die aktuelle Gesundheitspolitik – angereist waren auch Teams aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Die Apothekerverbände der jeweiligen Länder hatten dafür Busse organisiert. Doch auch aus Bayern, Schleswig-Holstein und anderen Bundesländern hatten sich Teams auf den Weg gemacht, um in der Bundeshauptstadt bessere Rahmenbedingungen für Apotheken einzufordern.
Gegen 12 Uhr setzte sich der Protestzug am Potsdamer Platz in Bewegung. Die Protestierenden machten mit Trillerpfeifen, Rasseln und Fähnchen auf sich aufmerksam. »Wir hängen uns rein. Die Regierung lässt uns hängen« stand auf Plakaten, mit denen sie ihren Unmut über die aktuelle Gesundheitspolitik äußerten.
Auf einem Protestwagen heizten die Apothekeninhaber Stephan Torke aus Sachsen und Maximilian Wilke aus Berlin die Stimmung an und motivierten die Protestierenden zu Sprechchören wie »Hier sind wir, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut« oder »Ich sag Apo, ihr sagt Theke«. Auf Plakaten waren nachdenkliche Sprüche zu lesen: »Wer arbeitet so spät bei Nacht und Wind? Es ist der Apotheker für dein krankes Kind« oder »Apotheke vor Ort am Limit«.
Foto: PZ/Anne Orth
Um 14 Uhr versammelten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Invalidenpark nahe dem Hauptbahnhof. Mit dabei waren auch Annette Marten, Gülser Limon, Andrea Weinhold und Marian Torres aus der Apotheke Am Paulinenplatz in Hamburg St. Pauli. »Die Arbeit in der Apotheke wird immer anspruchsvoller und der bürokratische Aufwand immer größer. Der Aufwand steht aber in keiner Relation zum Verdienst«, kritisierte Marten.
Für die Apothekerin Maria Kubusch aus der Apotheke am Koppenplatz in Berlin ist ebenfalls die Entlohnung ein Problem: »Schon lange wurde die Vergütung für die Apotheken nicht angepasst. Wir müssen aber auch für das entlohnt werden, was wir leisten«, sagte sie. Ein Thema, an dem die Apotheken keine Schuld trügen, seien die komplexen Austauschregeln und Nullretaxationen.