Pharmazeutische Zeitung online
Overwiening-Rede

»Man hat uns den Entwurf vor die Füße geworfen«

Bei kommenden Gesetzesvorhaben sollen Apotheker von der Politik stärker eingebunden werden. Darauf drängte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening heute bei der Eröffnung des 57. Apothekertags. Für die Genese der GKV-Sparpläne ging die Apothekerin hart mit dem BMG ins Gericht.
Cornelia Dölger
14.09.2022  14:28 Uhr

»Nächste Giftspritze für das Biotop der Arzneimittelversorgung«

Insofern seien die Pläne nicht nur phantasielos, sondern sie setzten zudem an einem Punkt an, »an dem es nichts mehr zu sparen, nichts mehr zu holen gibt«. Der Fixbetrag pro Rx-Arzneimittel sei vor mehr als neun Jahren zum letzten Mal angehoben worden. Auf weitere Vergütungsanpassungen hätten die Apotheken seit 2013 verzichten müssen. Dass nun auch noch der Apothekenabschlag zeitweise auf zwei Euro steigen solle, sei »die nächste Giftspritze für unser Biotop der Arzneimittelversorgung«.

Die Apothekenvergütung durch die GKV befinde sich seit Jahren im Sinkflug, so Overwiening weiter. Er sei durch die Coronamaßnahmen lediglich verschleiert worden, keinesfalls gestoppt. Insofern sei die Mär, »wir hätten in den Pandemiejahren 2020 und 2021 gute Gewinne in den Apotheken erzielt, dann könnten wir in den nächsten zwei Jahren auch Einbußen hinnehmen«, nicht hinnehmbar. »Ein solcher Denkansatz ist ebenso unerhört wie oberflächlich und ganz sicher nicht nachhaltig.« Dass die Politik gleichzeitig hohe Investitionen in sogenannte Gesundheitskioske tätigen wolle, sei pure Geldverbrennung. »Statt jährlich so viel Geld in die Etablierung einer überflüssigen Parallelstruktur zu investieren, wäre es klüger, bestehende, niederschwellige Strukturen wie Apotheken zu stärken.«

An diesem Freitag berät der Bundesrat erstmals über das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz – diese Gelegenheit sollte ergriffen werden, um sich gegen die Erhöhung des Kassenabschlags auszusprechen, forderte Overwiening. Anfang September hatte sich der Gesundheitsausschuss der Länderkammer mit dem Gesetz auseinandergesetzt und dem Plenum empfohlen, die Erhöhung des Kassenabschlags abzulehnen. Das Vorhaben ist nicht zustimmungspflichtig, die Länder können das Gesetz im Bundesrat also zwar nicht blockieren, aber eine starke Gegenmeinung äußern.

Pharmazeutische Dienstleistungen sind »Quantensprung«

Als einen »echten Quantensprung« für die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) bezeichnete die ABDA-Chefin die in diesem Jahr eingeführten vergüteten pharmazeutischen Dienstleistungen. »Quantensprung« insofern, als »wir als Apothekerinnen und Apotheker erstmals im unmittelbaren Kontakt mit den Patientinnen und Patienten Dienstleistungen für diese auslösen, die von allen Kassen honoriert werden«. Das sei »ein Einstieg in eine völlig neue Welt.« Die Arzneimittelversorgung werde dadurch umfassender, fürsorglicher und sicherer. »Wir haben es jetzt in der Hand, diese Tür sukzessive weiter aufzustoßen.«

Denn die ersten fünf honorierten Dienstleistungen – die Erfolgskontrolle bei Bluthochdrucktherapie, die Betreuung von Patientinnen und Patienten nach Organtransplantation sowie unter oraler Antitumortherapie, Schulungen zu Inhalativa und die Analyse und intensivierte Beratung bei Polymedikation – seien »nur ein kleiner Auszug aus einem umfassenden Katalog an versorgungssichernden Dienstleistungen, den wir erarbeitet haben«. In Anlehnung an das Motto ihres Lageberichts erinnerte Overwiening daran, dass es auch ein Ergebnis jahrzehntelanger Zuversicht sei, dass die Angebote nun tatsächlich gemacht werden könnten. 

Umso schwerer wiegen zwei Reaktionen auf diese Entwicklung: zum ersten die GKV-Klage gegen den gerade erst errungenen Schiedsspruch, ohne den die pharmazeutischen Dienstleistungen gar nicht hätten etabliert werden können. Overwiening forderte: »Wir erwarten vom GKV-Spitzenverband, dass er endlich die dafür bereitgestellten Beitragsgelder seiner Versicherten auch für deren Gesundheit investiert.«

Als zweiten Wermutstropfen nannte die ABDA-Chefin die teils harsche Ablehnung der Ärzte gegenüber den neuen pharmazeutischen Dienstleistungen. Sie dürften nicht dazu führen, »dass Teile der Ärzteschaft uns daraufhin mit martialischer Wortwahl die Freundschaft aufkündigen, Hetzkampagnen gegen uns in Richtung der Versicherten auflegen oder für sich das Dispensierrecht fordern«. Das »absurde öffentliche Hetzen« belaste das Vertrauen der Menschen in die Gesundheitsberufe. Gefragt sei vielmehr »ein Mindestmaß an Anstand« in der Rhetorik, selbst wenn sich wie etwa im KV-Bezirk Hessen einige Ärzte im Wahlkampfmodus befänden. 

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa