Machen wir es in diesem Jahr besser? |
Cornelia Dölger |
11.10.2023 15:50 Uhr |
In puncto Kinderformularium sei man »in engen Gesprächen« mit den Haushältern, erwiderte die SPD-Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari, die auch im Gesundheitsausschuss sitzt. Sie hoffe, dass sie die weitere Finanzierung dort durchsetzen könnten. Mit dem Lieferengpassgesetz (ALBVVG) habe die Ampelkoalition schon Schritte in die richtige Richtung unternommen, um die Versorgung mit Kinderarzneien zu stabilisieren, etwa durch die Entrabattierung von Kinderarzneien. »Wir sind schon dabei, an diesem kaputten Haus etwas zu reparieren«, so Baradari.
Mit Hilfe der Dringlichkeitsliste des Bundesinstituts für etwa Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) können man nun flexibler auf Engpässe reagieren, zudem trage der Mitte September vorgestellte Fünf-Punkte-Plan gegen Lieferengpässe dazu bei, sich den Herausforderungen im Herbst und Winter anzupassen. Dazu sei zudem ein eigener Steuerungskreis eingerichtet worden.
Um mehr Arzneimittel vorhalten zu können, hätten die Hersteller die Produktmengen der dringlichen Arzneimittel im Vergleich zum vergangenen Herbst um 100 Prozent gesteigert, so Baradari.
Daraufhin betonte Nicole Armbrüster vom BPI, dass die Hersteller sehr gern bereit wären, mehr Kinderarzneien zu produzieren, allerdings gebe es einige Hindernisse. Wie auch Kinderarzt Koletzko krisierte Armbrüster die schwierigen Bedingungen für klinische Arzneimittelprüfungen. Zudem forderte sie, die frühe Nutzenbewertung bei neuen Kinderarzneimitteln anzupassen. Hier müsse ein Zusatznutzen von vornherein als gegeben angesehen werden. Gegen die drohenden Lieferengpässe helfe es im Übrigen vor allem, wenn der Kostendruck von den Herstellern genommen würde. Seit Jahren gingen die Preise nach unten, viele Präparate könnten nicht mehr wirtschaftlich hergestellt werden.
Dass sich dadurch die Herstellervielfalt dramatisch reduziert habe, werde zum Beispiel daran deutlich, dass es vor zwölf Jahren noch zwölf Anbieter für Paracetamol gegeben habe, in diesem Jahr aber nur noch einen. »Das kann nicht mehr aufgefangen werden«, so Armbrüster. Sie plädierte für die Möglichkeit, die Arzneimittelpreise zu erhöhen. Die vorgesehenen Preisaufschläge bei Kinderarzneien reichten nicht aus. »Damit wird die kostendeckende Herstellung ermöglich, aber es werden keine Gewinne gemacht.“«
Konkret warb Armbrüster dafür, den Arbeitskreis Kinder wieder ins Leben zurückzurufen, den der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sowie der damalige CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich 2017 gegründet hatten. Dieser interinstitutionelle Dialog sei nach drei Sitzungen eingeschlafen – er müsse reaktiviert werden, forderte Armbrüster, worauf Moderator Casdorff anregte, über eine »Arbeitsgruppe Kindeswohl« nachzudenken – eine Idee, die er im Verlauf des Abends mehrmals vorbrachte.