| Kerstin A. Gräfe |
| 04.02.2021 07:00 Uhr |
Die Zulassung stützt sich auf die Daten zur Wirksamkeit und zur Sicherheit aus der Phase-III-Studie ILLUMINATE-A und der pädiatrischen Phase-III-Studie ILLUMINATE-B. In ILLUMINATE-A wurden 39 Patienten mit PH1 im Verhältnis 2:1 randomisiert und erhielten während der sechsmonatigen Studienphase subkutan Lumasiran (n = 26) oder Placebo (n = 13). Eingeschlossen wurden Patienten ab sechs Jahren mit einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) von ≥ 30 ml/min/1,73 m². Primärer Endpunkt war die prozentuale Verringerung der nach Körperoberfläche korrigierten Oxalatausscheidung im 24-Stunden-Sammelurin gegenüber dem Ausgangswert, gemittelt über die Monate 3 bis 6. Lumasiran war mit einer statistisch signifikanten Verringerung des nach Körperoberfläche korrigierten Oxalats im 24-Stunden-Sammelurin von 65,4 Prozent gegenüber 11,8 Prozent in der Placebogruppe assoziiert, was einer Differenz von 53,5 Prozent entspricht.
In der ILLUMINATE-B Phase-III-Studie konnten die Ergebnisse zur Wirksamkeit und zum Sicherheitsprofil von Lumasiran in der Anwendung bei Kindern unter sechs Jahren bestätigt werden. Die Ergebnisse waren vergleichbar mit denen aus der ILLUMINATE-A-Studie.
Als häufigste Nebenwirkungen traten Reaktionen an der Injektionsstelle wie Erytheme, Schmerzen, Juckreiz und Schwellungen auf. Ebenfalls sehr häufig wurden Abdominalschmerzen beobachtet.
Das Prinzip der RNA-Interferenz und die dazu gehörigen RNA-i-Therapeutika verfolgen einen innovativen Ansatz. Nach Patisiran und Givosiran ist Lumasiran nun das dritte RNA-i-Therapeutikum im Handel. Im Februar wird mit Inclisiran schon Nummer 4 folgen.
Das Ziel von Lumasiran ist die m-RNA für das Enzym Glykolat-Oxidase (GO). Der Wirkstoff senkt den GO-Spiegel im Körper und im Folgenden auch den Oxalat-Spiegel. Die Ergebnisse der Zulassungsstudien beweisen, wie gut das funktioniert. In ILLUMINATE-A erreichte zum Beispiel die Hälfte der Patienten dank Lumasiran eine Normalisierung (obere Normgrenze) der Oxalat-Spiegel im 24-Stunden-Sammelurin, in der Placebogruppe wurde dieses Ziel bei allen Patienten verpasst.
Lumasiran ist auch deshalb eine Sprunginnovation, weil es die erste bei primärer Hyperoxalurie Typ 1 zugelassene pharmakologische Therapieoption ist und die Behandlungsansätze bisher nur darauf abzielten, das Fortschreiten des Nierenversagens zu verzögern, sie verhindern jedoch nicht die Überproduktion von Oxalat.
Sven Siebenand, Chefredakteur