Lieferungen von Covid-19-Impfstoffen in Apotheken laufen gut an |
Wie viele andere Apotheken auch, erhielt die Vital-Apotheke in Bad Saulgau am gestrigen Dienstag die ersten Covid-19-Impfstoffe. Die Impf-Vials verweilten jedoch nicht lange in der Apotheke und wurden gleich weiter an eine Arztpraxis geliefert. / Foto: Vital-Apotheke Bad Saulgau
Neugierig und etwas aufgeregt empfing am gestrigen Dienstagnachmittag Apothekerin Tatjana Buck von der Vital-Apotheke Bad Saulgau, gemeinsam mit zwei weiteren Apothekern, vier kleine Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit. Zu dritt begrüßten sie damit die ersten Covid-19-Impfstoffe, die in die Offizin etwas nördlich des Bodensees gelangten. »Der Impfstoff kam mit der ganz normalen Nachmittagstour um halb vier bei uns in der Apotheke an«, berichtete Buck der PZ. Auch das entsprechende Impfzubehör lieferte der Großhändler Sanacorp mit. Der Ablauf war reibungslos. Der Großhändler hatte die Apotheke im Vorfeld gut informiert, wann der Impfstoff ankomme und was es bei der Übernahme zu beachten gebe.
Die vier Vials wurden stehend in einem Karton geliefert. Der Karton selbst befand sich gut verpackt in einer blauen Transportkiste mit gelbem Hinweisschild »Kühlkette Impfstoff«, die nochmals in einer Kühlbox transportiert wurde. Buck und ihre Kollegen überprüften gleich nach der Ankunft, ob die Durchstechflaschen auch unversehrt angekommen waren und füllten die entsprechenden Dokumentationsbögen aus. »Der Impfstoff selbst war nur ganz kurz bei uns in der Apotheke«, so Buck. Die Auslieferung der insgesamt 24 Impfstoffdosen an die Arztpraxis erfolgte noch am gleichen Nachmittag. Für die kommende Woche hat die Vital-Apotheke mehr bestellt, insgesamt 15 Ärzte und Ärztinnen wollen sie dann beliefern. »Wir sind gespannt, wie viel bei uns dann auch ankommen wird«, so Buck.
Apothekeninhaber Christian Gerninghaus von der Sonnen-Apotheke im hessischen Schlitz erhielt per Sonderbote des Großhändlers Phoenix am Dienstagabend seine Comirnaty®-Impfstoffdosen. Gegen 19 Uhr übernahm ein Kollege die gelieferten 10 Vials und lagerte sie im Offizin-Kühlschrank ein. Am frühen Mittwochmorgen wurden dann mehrere Praxen von Gerninghaus mit dem Impfstoff beliefert. Der Ablauf ging auch bei ihm problemlos vonstatten. Gerninghaus befürchtet allerdings, das Impfstoff-Handling könnte in den Arztpraxen nicht ganz reibungslos ablaufen. »Bezüglich des Impfstoff-Handlings und insbesondere bei der Rekonstitution ist pharmazeutische Expertise gefragt«, sagte Gerninghaus der PZ. Das medizinische Personal in den Praxen werde die Rekonstitution erstmalig ausprobieren und lernen müssen. »Ich fürchte, dass das nicht ganz einfach sein wird.«
Er hatte den Arztpraxen, die er mit Impfstoff-Lieferungen versorgt, im Vorfeld einen Leitfaden über den richtigen Umgang mit den Impfstoffen geschickt. Dies reicht ihm jedoch nicht: »Ich würde mir wünschen, dass wir pharmazeutisches Personal in die Hausarztpraxen schicken können und damit bei der Rekonstitution der Impfstoffe behilflich sind«, schlägt er vor. Dies sei mit einer fairen Vergütung sehr gut vorstellbar und »würde auch die Zusammenarbeit mit den Ärzten verbessern und einen engen Schulterschluss in der Pandemie zeigen«, meint Gerninghaus. Denn gerade im Hinblick auf die Impfzentren sei deutlich geworden, wie wichtig die Arbeit und Expertise von Apothekern und PTA bezüglich der Impfstoff-Vorbereitung ist.
Derzeit kommen die Covid-19-Impfstoffe einmal pro Woche in die Apotheken. / Foto: Vital-Apotheke Bad Saulgau
Einen weiteren Verbesserungsvorschlag hat Apothekerin Monika Herzog von der Herzog Apotheke im baden-württembergischen Wiesloch. Derzeit ist vorgesehen, dass die Apotheken in enger Absprache mit den Praxen einmal pro Woche beim Großhandel bestellen und damit auch eine wöchentliche Impfstoff-Lieferung erhalten. Das werde der aktuellen Nachfrage nach Impfungen jedoch nicht gerecht, findet Herzog. »Zwei Liefertermine wären sinnvoll«, sagte sie der PZ. Denn einige Praxen würden ihren Patienten auch gerne samstags Impftermine anbieten. Da der Comirnaty®-Impfstoff aufgetaut nur 120 Stunden verabreicht werden darf und der Großhandel jeden Montagmorgen mit dem Auftauen beginnt, sei dies derzeit nicht möglich.
Aktuell ist der Impfstoff, der über die Apotheken in die Arztpraxen fließt, aber noch knapp. Diese Woche wurden bundesweit 940.000 Dosen an die Praxen ausgeliefert. Bis Ende April soll die Menge Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zufolge auf 3 Millionen Impfdosen pro Woche aufgestockt werden.
Bezüglich der Vergütung sind Buck, Herzog und Gerninghaus enttäuscht. »Lächerlich« nennt Apotheker Gerninghaus die veranschlagten 6,58 Euro netto pro Durchstechflasche. Trotzdem steht für ihn im Wesentlichen die Bekämpfung der Pandemie im Vordergrund und nicht die Höhe der Vergütung. »Der Organisationsaufwand ist sehr groß. Mit der aktuellen Vergütung lohnt sich der Aufwand eigentlich gar nicht«, so Herzog. Und auch Buck befürchtet: »Noch ist der Aufwand mit den wenigen Vials überschaubar, aber wenn größere Mengen geliefert werden, dann wird der Aufwand natürlich auch größer.« Vor allem hinsichtlich der Dokumentationspflichten sei dies dann kaum mehr kostendeckend zu erfüllen. Der Vertrieb der Covid-19-Impfstoffe unterliegt zudem strengen Auflagen, die Apotheker berücksichtigen müssen, um Bußgelder zu vermeiden.
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