Lieferengpässe: Kassen fordern mehr Sanktionen |
Jennifer Evans |
25.06.2021 14:40 Uhr |
Leere Schubladen: Der GKV-Spitzenverband hält die Lieferprobleme von Arzneimitteln für ein europaweites Problem, das alle Mitgliedsaaten, deren Behörden samt Apotheken gemeinsam angehen sollten. / Foto: Fotolia/Minerva Studio
Das deutsche Gesundheitssystem steht vor gewaltigen Herausforderungen. Aus Sicht des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) muss die neue Bundesregierung etliche Reformen angehen. Dazu gehört unter anderem die Verantwortung der Heilberufler wieder zu stärken, das Sektorendenken zwischen ambulant und stationär zu beenden sowie die finanziellen Löcher der vergangenen Jahre zu stopfen.
Handlungsbedarf sehen sie aber auch, wenn es um Lieferengpässe bei Arzneimitteln geht. Vor allem mehr Transparenz fordern sie von der neuen Bundesregierung für diesen Bereich. »Notwendig ist ein durchgängig verpflichtendes, sanktionsbewehrtes System. Zudem müssen auch Großhändler und Apotheken einbezogen werden, damit tatsächlich ein umfassendes Bild entsteht«, heißt es in dem Papier. Darüber hinaus sollte bei den Regeln für die Hersteller nachgeschärft werden, finden die Kassen. »Insbesondere bedarf es einer stärkeren Diversifikation der Arzneimittelproduktion, damit etwaige Ausfälle kompensiert werden können.«
Grundsätzlich hält der GKV-Spitzenverband die Engpässe für ein europaweites Problem, das alle Mitgliedsaaten und deren Behörden gemeinsam angehen und dazu entsprechend vernetzt sein sollten. Nur so könne eine Analyse von Ursachen und Schwachstellen erfolgreich gelingen, so die Kassen. Nach ihrer Ansicht sollte in Zukunft jede Engpass-Meldung ohnehin verpflichtend sein. In dem Zusammenhang sei es außerdem wichtig, »wirksame Sanktionsregelungen auch bei Pflichtverletzungen, die auf einen produktionsbedingten Engpass zurückzuführen sind« einzuführen.
Nicht Teil des Forderungskatalogs der Kassen ist dieses Mal der Wunsch nach Apothekenketten, sprich die Abschaffung des Fremdbesitzverbots. Trotz freier Wahl der Niederlassung muss hierzulande der Betreiber einer Apotheke immer ein Apotheker sein. Bei diesem Prinzip geht es um die Verantwortung und Haftung des frei- und heilberuflich tätigen Apothekers und den Schutz der Arzneimittelversorgung vor gewinnorientierten Kapitalgesellschaften.