Leitlinie empfiehlt erstmals Antiseptika |
Laura Rudolph |
08.01.2024 18:00 Uhr |
Für die »klassische« Antibiotikatherapie empfiehlt die Leitlinie die Verwendung von oralem oder topischem Clindamycin oder Metronidazol. Letzteres wird bereits seit fünf Jahrzehnten in der Behandlung der BV eingesetzt. Für die orale Einnahme beträgt die Dosis von Metronidazol zweimal täglich 500 mg über sieben Tage. Als vaginale Arzneiformen können entweder ein 0,75-prozentiges Gel (5 g Applikator, einmal täglich) über einen Zeitraum von fünf bis sieben Tagen eingesetzt werden, alternativ 100-mg-Ovula einmal täglich für sechs Tage oder 1-g-Ovula einmal täglich für zwei Tage.
Die Therapie mit Metronidazol scheitert häufig aufgrund von Resistenzen der Erreger. Weniger gefährdet sei dagegen die Behandlung mit Clindamycin. Die empfohlene Dosierung für die orale Einnahme beträgt dabei zweimal täglich 300 mg über sieben Tage. Alternativ können 2-prozentige Vaginalcremes einmal täglich für sieben Tage oder 100-mg-Ovula einmal täglich für drei Tage verwendet werden.
Als seltene Therapiealternativen erwähnt die Leitlinie außerdem die antibiotischen Wirkstoffe Secnidazol und Tinidazol. Zudem weist sie darauf hin, dass vaginale Arzneiformen je nach Zusammensetzung für bis zu fünf Tage nach Therapieende die Schutzwirkung von Latex-Kondomen und Diaphragmen beeinträchtigen können.
Als ergänzende Therapieverfahren, zusätzlich zu einer antibiotischen oder antiseptischen Behandlung, können Milchsäure und Probiotika verwendet werden. Diese scheinen einen positiven Einfluss auf die Therapie und die Vorbeugung von Rückfällen zu haben. Die Leitlinie empfiehlt zudem nach Abschluss der Therapie den Einsatz von Probiotika, um die Vaginalflora wiederaufzubauen.
Nichtsdestotrotz kommt es nach einer Erstlinientherapie häufig zu Rezidiven. Studien hätten Rückfallraten im Bereich von 30 bis 80 Prozent innerhalb der ersten drei bis zwölf Monate nach Therapieende ermittelt, heißt es in der Leitlinie. Die Autoren vermuten, dass Rezidive unter anderem auf bakterielle Biofilme und Resistenzen zurückzuführen sein könnten.
Bei chronisch wiederkehrender BV empfiehlt die Leitlinie den Einsatz von lokalen Antiseptika oder eine langfristige Erhaltungstherapie mit lokal angewandtem Metronidazol. Anschließend sollten vaginale Probiotika angewandt werden, um das Risiko für erneute Rückfälle zu verringern. Frauen, bei denen eine Erhaltungstherapie nicht erfolgreich ist, könnten von einem gegen Gardnerella wirkenden, rekombinant hergestellten Endolysin profitieren.
Die Frage, ob Sexualpartner oder -partnerinnen mitbehandelt werden müssen, sei aufgrund kontroverser Studienergebnisse nicht eindeutig geklärt. Eine klare Handlungsempfehlung könne aufgrund der begrenzten Evidenz nicht ausgesprochen werden.