Leberschäden unter Metamizol |
Brigitte M. Gensthaler |
15.12.2020 17:00 Uhr |
Nach einer neuen Datenauswertung kann Metamizol die Leber schädigen. Möglicherweise liegt ein immunallergischer Prozess zugrunde. / Foto: Fotolia/Sebastian Kaulitzki
Ein azneimittelinduzierter Leberschaden (Drug induced Liver Injury, DILI) kann potenziell schwerwiegende Folgen wie akutes Leberversagen haben. Daher werden die Fachkreise im Rote-Hand-Brief aufgerufen, Patienten, die Metamizol einnehmen, über Frühsymptome zu informieren, die auf einen Leberschaden hinweisen können. Wenn solche Symptome auftreten, sollten sie das Medikament absetzen und sich an einen Arzt wenden, der die Leberfunktion kontrolliert. Ist unter der Behandlung mit Metamizol bereits einmal ein Leberschaden aufgetreten, für den keine andere Ursache gefunden wurde, sollte Metamizol bei diesem Patienten nicht wieder angewendet werden. Die Fach- sowie die Gebrauchsinformationen der Präparate werden entsprechend aktualisiert.
Metamizol ist ein nicht opioides Pyrazolon-Derivat und hat analgetische, antipyretische und spasmolytische Eigenschaften. Es wird seit fast 100 Jahren unter anderem als Novalgin® der Firma Hoechst angewendet bei akuten starken Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen, bei Koliken, Tumor- oder sonstigen starken Schmerzen sowie bei hohem Fieber, wenn andere Maßnahmen nicht angezeigt sind oder nicht ausreichen.
Die Leberschäden traten wenige Tage bis Monate nach Behandlungsbeginn auf und zeigten vorwiegend ein hepatozelluläres Muster. Neben erhöhten Leberenzymwerten (mit oder ohne Ikterus) traten häufig Symptome anderer Arzneimittel-Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschlag, Blutbildveränderungen, Fieber, Eosinophilie sowie Merkmale einer Autoimmunhepatitis auf.
Bei einigen Patienten kam es nach erneuter Anwendung wieder zu einem Leberschaden. Dessen Pathomechanismus sei nicht eindeutig geklärt, heißt es in dem Schreiben. Es gebe jedoch Hinweise auf einen immunallergischen Prozess. Wie häufig ein Leberschaden durch Metamizol ausgelöst wird, ist nicht genau bekannt; das Risiko wird als sehr selten eingeschätzt.