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Minister zu Gast in Teltow

Lauterbach besucht Apotheke

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) besuchte heute die Sonnen-Apotheke in Teltow. Bei einem gemeinsamen Termin mit ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sprach der Minister mit Inhaber Mike Beyer über die Situation der Apotheken und das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG). Der Minister stellte klar: »Die Apotheken wollen eine schnelle und gründliche Reform? Das bedienen wir.«
Alexander Müller
02.07.2024  11:32 Uhr

Um 11 Uhr am Dienstagvormittag hielten zwei Limousinen vor der Sonnen-Apotheke im brandenburgischen Teltow. Als Minister Lauterbach  ausstieg, wurde er von Apotheker Mike Beyer begrüßt. Nach einem kurzen Fototermin vor der Apotheke ging es in die Offizin, die Lauterbach zwar als eher klein, aber »schön aufgeräumt« empfand.

Der Minister interessierte sich für Nahrungsergänzungsmittel und fragt Beyer, ob er die neuesten Studien zu Multivitaminen verfolge. Beyer berichtete über die begleitende Therapie, stellt aber auch klar, dass man sich gerade im Freiwahlbereich befinde.

Ein zweites kurzes Foto-Shooting vor dem HV-Tisch, diesmal zusammen mit ABDA-Präsidentin Overwiening. Im Anschluss zogen sich Lauterbach, Overwiening und Beyer rund eine Dreiviertelstunde zum direkten Austausch zurück. Beyer bedankte sich im Anschluss an das Gespräch, machte aber deutlich, was die Reformpläne aus seiner Sicht bedeuten würden: »Dass es Leistungskürzungen geben wird, wenn wir apothekerlose Apotheken zulassen.« Lauterbach widersprach. Durch die »Tochter-Apotheken« könne die Versorgung überhaupt sichergestellt werden. Das sei besser, als gar keine Apotheke mehr zu haben.

Lauterbach spricht von »Leistungsausweitung«

Beyer machte deutlich, dass den Patienten damit nicht geholfen sei. Beispielsweise in der Palliativversorgung müsse ein Apotheker sofort vor Ort sein und könne die Betäubungsmittel (BtM) nicht nur an einem Tag in der Woche abgeben, wenn er zufällig vor Ort sei. Und auch bestehende Apotheken würden unter dem Leistungsdruck ihre Leistungen herunterfahren müssen. »Ich möchte noch einmal die Politik und die Parlamentarier adressieren, was diese Reform beinhaltet: In der Folge Leistungskürzungen für die Patientinnen und Patienten.«

Lauterbach sieht es dagegen als »Leistungsausweitung«, weil unter den neuen Vorgaben Apotheken auf dem Land bestehen blieben oder sogar aufgebaut würden. »Selbstverständlich können dann in diesen Apotheken zu vereinbarten Zeiten auch BtM-Rezepte abgegeben werden, kann die Palliativmedizin stattfinden. Das ist dann einfach nur eine Information: An dem Tag ist der Präsenzapotheker auch da.« Die Alternative wäre gar keine Apotheke und der Versandhandel.

Lauterbach sagte: »Wir stehen vor einem großen Apothekensterben auf dem Land. Wir haben zwei Möglichkeiten: Entweder wir lassen das geschehen, oder wir versuchen durch Filialapotheken und Telepharmazie, diese Versorgung zu erhalten.« Er wolle sich in diesen Regionen nicht auf den Versandhandel verlassen. In der Medizin werde die Versorgung auf dem Land auch telemedizinisch unterstützt.

»Wir brauchen eine richtig gute Reform. Wir brauchen einen Honorarreform, wir brauchen die Telepharmazie und wir brauchen auch den Präsenzapotheker. Wir haben ein klares Bekenntnis zum Präsenzapotheker«, so Lauterbach. Er befinde sich im Zeitplan. »Die Apotheker wollen eine schnelle und gründliche Reform. Das bedienen wir«, so Lauterbach.

Reform soll am 17. Juli durch das Kabinett

Der Minister zeigte sich zuversichtlich, dass er die Reform am 17. Juli wie geplant durch das Kabinett bekommt. Die Abstimmung sei gut gelaufen, es gebe keine »Haushaltprobleme«. Als Erleichterung für die Apotheken nannte Lauterbach die geplante Freigabe von Skonti, »damit die Apotheken nicht noch unter wirtschaftlichen Druck geraten«.

Beyer wollte gegenüber den zahlreichen Pressevertretern noch einmal klarstellen, dass die geplanten Erleichterungen für Filialapotheken nicht nur Standorte in unterversorgten Regionen betreffen würde, sondern alle rund 17.500 Apotheken. »Unter dem wirtschaftlichen Druck werden Anreize geschaffen, das Leistungsangebot der Apotheke zu reduzieren, auch in schon bestehenden Apotheken.«

ABDA-Präsidentin Overwiening ließ bei den Fragen wiederholt Beyer als Gastgeber den Vortritt. Ganz zum Schluss musste sie gegenüber dem Minister aber doch noch etwas klarstellen: Der Apotheker in seiner Apotheke sei das Leitbild des gesamten Berufsstandes und der Arzneimittelversorgung in Deutschland. »Und dieses Leitbild wollen wir nicht verlassen.«

Internationale Studien zeigten, dass die Präsenz eines Apothekers zu mehr Arzneimitteltherapiesicherheit führe und mehr Adhärenz – und damit auch viel Geld einsparten. Ihr schwebt vor, die pharmazeutischen Dienstleistungen so weiterzuentwickeln, dass die Erhöhung der Einnahmetreue vergütet wird. Dazu müssten die Apothekerinnen und Apotheker aber vor Ort sein und nicht »zufällig dazu gerufen werden«. Unter diesem Aspekt müsse die Reform weiterentwickelt werden.

Auf Scholz folgt Lauterbach

Große Erwartungen hatte Beyer im Vorfeld nicht geäußert: »Ich gehe nicht davon aus, dass Minister Lauterbach danach plötzlich alles ganz anders sieht«, sagte er kurz vor dem Besuch zur PZ. Aber ihm sei wichtig, dem Minister zu verdeutlichen, was dessen Reformpläne für ihn als Apotheker bedeuten würden – und für seine Kundinnen und Kunden. 

Denn geringere Anforderungen an den Betrieb einer Apotheke würden zwangsläufig dazu führen, dass die Inhaberinnen und Inhaber versuchen würden, die Kosten zu drücken. Was potenzielle Einsparungen betrifft, ist Beyer überdies skeptisch. Eine erfahrene PTA, die de facto alleine eine Apotheke führt, wäre mit Sicherheit nicht mehr zu einem PTA-Gehalt zu beschäftigen. Und er sieht noch ein anderes faktisches Problem: »Wie sollen wir einen Mangelberuf durch einen anderen Mangelberuf ersetzen?« Es fehle schlicht das Personal.

Laut dem Referentenentwurf zum ApoRG soll jeder Inhaber künftig drei Filialen und zusätzlich zwei sogenannte Zweigapotheken betreiben dürfen. In den Filialen muss der Inhaber acht  Stunden pro Woche vorbeischauen, ein Filialleiter ist dagegen nicht mehr zwingend vorgeschrieben. Mit sechs künftig auch noch potenziell weiter voneinander entfernt liegenden Standorten werde das System der inhabergeführten Apotheke abgeschafft, so Beyer. »Uns und auch dem Nachwuchs wird das Signal gesandt: Wir brauchen euch nicht mehr«, kritisiert Beyer.

Umverteilung hilft Apotheken nicht

Zur Honorarreform sagte Beyer zur PZ, dass ihm für die geplante Umverteilung die Datengrundlage fehle. Und überhaupt: Steigenden Kosten von 60 Prozent in den vergangenen Jahren stehe eine seit 20 Jahren eingefrorene Vergütung gegenüber. Die Reform sei »keine wirtschaftliche Unterstützung«.

Für Beyer ist Regierungsbesuch nichts Neues: Am 23. März war Bundeskanzler Olaf Scholz in der Sonnen-Apotheke – hier allerdings in seiner Funktion als Abgeordneter seines Wahlkreises Potsdam/Potsdam-Mittelmark II/Teltow-Fläming II. Als Scholz im Februar zu einer Veranstaltung in einem Stahnsdorfer Lokal geladen hatte, nutzte Apotheker Beyer die Gelegenheit und lud den Regierungschef kurzerhand zu sich in die Apotheke ein. Vor Ort zeigte er ihm den Aufwand beim Bewältigen der Lieferengpässe und die Herausforderungen mit dem E-Rezept.

Die öffentliche Aufmerksamkeit nach dem Besuch des Bundeskanzlers nutzte Beyer aus und fragte auch im Bundesgesundheitsministerium nach. Ob nicht auch Minister Lauterbach mal zu einem Termin in der Sonnen-Apotheke vorbeischauen wollte. Das hat mit einigem Anlauf nun geklappt.

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