Laborwerte in der Medikationsanalyse |
| Daniela Hüttemann |
| 25.11.2024 18:00 Uhr |
Zudem ging Dartsch auf die Blutgerinnung ein. In dem konkreten Fall, einem 78-jährigen pAVK-Patienten mit sogenanntem Triple-Whammy (hier Dreier-Kombination aus Sertralin, Clopidogrel und Ibuprofen bei Bedarf) sei der INR-Wert völlig unerheblich. Die drei Arzneistoffe griffen alle an anderen Stellen in der Kaskade ein; es gebe keine Korrelation mit dem INR. Sie habe sich stattdessen das kleine Blutbild des Patienten angeschaut, das dieser mitgebracht hatte sowie seine Symptomatik erfragt (Hämaturie, Nasen- und Zahnfleischbluten, häufige und langanhaltende blaue Flecken).
So hatte der Patient eine normozytäre, normochrome Anämie (dabei liegen MCV und MCH im Referenzbereich). »Das deutet daraufhin, dass der Patient irgendwo chronisch Blut verliert«, erläuterte Dartsch. Tatsächlich antwortete er auf Nachfrage, dass er häufiger schon Blut im Urin beobachtet habe, deshalb aber nicht beim Arzt war, denn es hörte ja immer wieder auf. Dartsch riet dem Patienten, das dringend ärztlich abklären zu lassen und auf das Ibuprofen und andere NSAR zu verzichten.
Medikamentös sei der Patient ansonsten gut eingestellt gewesen. Für Hinweise zum Rauchverzicht, gesünderer Ernährung und mehr Bewegung sei er dagegen wenig offen gewesen, trotz seines Wunsches, wieder eine längere Gehstrecke als derzeit 30 Meter zu schaffen. »Manche Patienten wollen einfach so weiter machen und nur eine Tablette mehr und haben vielleicht auch zu hohe Erwartungen an eine Medikationsanalyse«, sagte Dartsch. Diesen Patienten musste sie in diesem Sinne enttäuschen.
»Bei der pharmazeutischen Dienstleistung sollte man immer abwägen, ob man Laborwerte wirklich braucht«, so das Fazit der Referentin. »Je mehr ich habe, desto mehr arzneimittelbezogene Probleme kann ich gegebenenfalls identifizieren und auch lösen, aber es bedeutet auch einen höheren Zeitaufwand für mich und den Arzt.«