L-Dopa zum Inhalieren im Handel |
Sven Siebenand |
22.06.2022 07:00 Uhr |
Was aussieht wie der Bedarf eines Asthma- oder COPD-Patienten, ist in Wirklichkeit ein Levodopa-Inhalator für Off-Phasen bei Morbus Parkinson. / Foto: PZ/Siebenand
Etwa 400.000 Menschen in Deutschland sind vom idiopathischen Parkinson-Syndrom betroffen. Es handelt sich damit hierzulande um die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Ursache der Erkrankung ist der fortschreitende Verlust dopaminerger Neuronen in den Basalganglien des Gehirns, insbesondere der Substantia nigra. Charakteristische Symptome sind verlangsamte Bewegung, Muskelsteifigkeit und ein Zittern in Ruhe.
Für die Behandlung gibt es bisher keine kausal wirksamen Therapeutika. Die Therapie zielt gegenwärtig vor allem darauf ab, die motorischen und nicht motorischen Symptome möglichst gut zu lindern. Goldstandard ist nach wie vor der Einsatz von Levodopa (L-Dopa), einer Dopamin-Vorstufe. Um den peripheren Abbau von L-Dopa durch die Decarboxylase zu verhindern, wird es mit einem peripheren Decarboxylase-Inhibitor wie Benserazid oder Carbidopa kombiniert.
Während die L-Dopa-Therapie im frühen Krankheitsstadium meist gut anspricht, kommt es im Verlauf – bedingt durch Verlust dopaminerger Zellen und Störungen im Gastrointestinaltrakt – zunehmend zu Schwankungen des Dopaminspiegels im Gehirn. Phasen guter Wirksamkeit (On-Phasen), Phasen mit vorzeitigem Verlust der Wirksamkeit (Wearing-Off), Phasen ohne Wirksamkeit (Off-Phasen) und Phasen mit überschießender Wirksamkeit treten auf.
Insbesondere die Off-Phasen mit plötzlich eintretenden Einschränkungen der Motorik sind für die Betroffenen eine erhebliche Belastung und verschlechtern ihre Lebensqualität. Etwa 40 Prozent aller Patienten unter L-Dopa entwickeln nach vier bis sechs Jahren Off-Phasen, nach neun Jahren steigt der Anteil auf 70 Prozent. »Irgendwann sind alle betroffen, die über längere Zeit L-Dopa einnehmen«, sagte Professor Dr. Alexander Storch von der Universitätsmedizin Rostock bei einer Presseveranstaltung von Esteve Pharmaceuticals in Berlin. Der Mediziner informierte, dass die Off-Phasen sich individuell sehr unterschiedlich ankündigen. Bei einigen Patienten träten motorische Einschränkungen auf, etwa der Verlust der Händigkeit. Bei anderen Patienten seien nicht motorische Symptome, etwa Fatigue oder Stimmungsschwankungen, Vorboten einer Off-Phase.