Kopfschmerzen ernst nehmen und richtig behandeln |
Zugleich haben Kopfschmerzen und Migräne – eine neurologische, genetisch verankerte Erkrankung – zugenommen. Dennoch: «Migräne ist unterdiagnostiziert und unterbehandelt.» Ein Problem auch, weil bei starker Migräne zusätzlich ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Herzinfarkt oder auch Schlaganfall besteht. Medikamente könnten nicht heilen, aber helfen.
Bei häufiger Migräne seien mehrere vorbeugende Medikamente sehr wirksam, erläutert Göbel. Darunter auch eine Gruppe von Medikamenten, die als Antikörper wirken. Bei Mitteln gegen Akutschmerz, etwa den Triptanen, sollten weniger als zehn Tabletten im Monat eingenommen werden, sonst könne sogar Schmerz ausgelöst werden, mahnen Mediziner. Bei Übergebrauch sei das Risiko groß, dass der Schmerz chronisch werde, warnt Schmerztherapeut Gaul – ein Teufelskreis.
Göbel zufolge leiden geschätzt 3 Prozent der Bevölkerung an Kopfschmerzen als Folge von solchem Übergebrauch. Die Gesellschaft für Neurologie betont zudem: Oft bleiben nach Covid-19 noch länger Kopfschmerzen bestehen – auch dann sei der zu häufige Griff nach Schmerztabletten der falsche Weg.
Bei Migräne sind Verhaltenstherapie, Entspannungsübungen und körperliche Aktivitäten wichtig, sagt DMKG-Sprecher Gaul. Es gebe individuell verschiedene Migräne-Auslöser wie Hormonschwankungen, einen gestörten Wach-Schlaf-Rhythmus, Wetterwechsel oder auch Stress mitsamt folgendem Stressabfall. «Alles zu Schnelle, alles zu Viele, alles zu Plötzliche, alles Impulsive kann Migräneattacken auslösen», ergänzt Göbel.
Früher habe man bestimmte Nahrungsmittel wie Käse, Zitrusfrüchte oder Schokolade als Trigger verdächtigt. Es habe sich aber gezeigt, dass bereits der Hunger nach diesen Speisen Ankündigungssymptome einer Migräne seien.