Knochengesundheit früh im Blick haben |
Annette Rößler |
08.10.2025 08:00 Uhr |
Menschen haben ihre maximale Knochenmasse, die Peak Bone Mass, typischerweise bereits vor dem Erreichen des 20. Lebensjahres. Wie stark der Knochen ausgebildet wird und wie schnell er danach wieder abgebaut wird, ist genetisch bedingt. Darüber hinaus spielen auch die Ernährung, vor allem eine ausreichende Calciumzufuhr, das Maß an körperlicher Aktivität und die Spiegel diverser Hormone eine Rolle – neben den Geschlechtshormonen Estrogen, Progesteron und Testosteron etwa das Wachstumshormon Somatotropin.
Während die Knochenmasse im jungen und mittleren Erwachsenenalter zunächst relativ stabil bleibt, überwiegt mit zunehmendem Alter der Knochenabbau. Bei Männern setzt dieser Trend etwa mit dem 55. Lebensjahr ein, bei Frauen deutlich stärker mit Erreichen der Menopause (»Journal für Klinische Endokrinologie und Stoffwechsel« 2021, DOI: 10.1007/s41969-021-00134-z).
Verschiedene Lebensstilfaktoren wirken sich ungünstig auf die Knochengesundheit aus, fördern also den Abbau von Knochenmasse. Neben körperlicher Inaktivität und einer geringen Calciumaufnahme/Vitamin-D-Versorgung sind das vor allem das Rauchen und ein hoher Alkoholkonsum. Weitere Risikofaktoren für Osteoporose sind ein niedriger Body-Mass-Index (BMI) von unter 20 und ein Gewichtsverlust sowie ein Hypogonadismus, bei Frauen auch eine vorzeitige Menopause vor dem Alter von 40 Jahren.
Krankheiten, die mit einem erhöhten Osteoporoserisiko einhergehen, sind etwa chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, rheumatoide Arthritis und chronische Leber- oder Nierenerkrankungen. Auch die Anwendung von Medikamenten kann sich nachteilig auf die Knochenmasse auswirken. Außer den Glucocorticoiden sind hier insbesondere hormonwirksame Substanzen kritisch, nämlich Aromatasehemmer wie Anastrozol und Letrozol, GnRH-Analoga wie Leuprorelin und Antiandrogene wie Bicalutamid.
Da der Rückgang der Knochenmasse keine Symptome verursacht, wird eine Osteoporose oft erst manifest, wenn es zu einer Fraktur ohne adäquates Trauma kommt. »Sollbruchstellen« bei Osteoporose, also Knochen, die krankheitsbedingt besonders häufig brechen, sind Hüfte, Wirbel, Unterarm und Becken. Eher nicht auf eine Osteoporose zurückzuführen sind dagegen meist Hand-, Fuß- oder Gesichtsknochenbrüche.
Etwa zwei Drittel der Wirbelkörperfrakturen bei Osteoporose werden allerdings zunächst nicht bemerkt, entweder weil sie keine Symptome verursachen oder weil für die resultierenden Rückenschmerzen andere Ursachen wie etwa Altersverschleiß vermutet werden. Diese Frakturen sind dann häufig Zufallsbefunde, wenn bei dem Patienten aus einem anderen Grund eine Bildgebung gemacht wird. Mögliche klinische Hinweise auf eine unbemerkte Wirbelkörperfraktur sind ein Verlust an Körpergröße, eine verstärkte Kyphose (Krümmung der Wirbelsäule nach vorne) und ein Schrumpfen des Abstands zwischen unterem Rippenbogen und Becken.
Die Messung der Knochendichte per DXA sollte bei Osteoporose alle fünf Jahre erfolgen. / © Imago Images/Zoonar II
Diagnostiziert wird eine Osteoporose anhand einer Osteodensitometrie (Knochendichtemessung) per DXA (Dual Energy X-Ray Absorptiometry). Das Ergebnis der Messung wird als Abweichung von der Knochendichte eines jungen gesunden Menschen angegeben (T-Score). Liegt der mittels DXA gemessene Knochenmineralgehalt um mehr als 2,5 Standardabweichungen unter dem Referenzwert, beträgt der T-Score unter –2,5 und es liegt eine Osteoporose vor. Ein T-Score bis –1 gilt als normal, Werte zwischen –1 und –2,5 als niedrig (Hinweis auf Osteopenie).
Die Kosten einer DXA-Messung werden von den Krankenkassen übernommen, wenn bereits eine osteoporosebedingte Fraktur aufgetreten ist oder »aufgrund konkreter Befunde eine gezielte medikamentöse Behandlungsabsicht besteht«. Diese etwas schwammige Formulierung in einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) aus dem Jahr 2013 konkretisiert die Verbraucherzentrale auf ihrer Website. Demnach ist die Voraussetzung für eine Erstattung etwa bei einer längeren Einnahme von hoch dosierten Glucocorticoiden, alters- und geschlechtsabhängig bei Risikoerkrankungen wie Typ-1-Diabetes, rheumatoide Arthritis, Rauchen/COPD, Herzinsuffizienz, Epilepsie oder Zöliakie sowie bei Frauen ab dem 70. Lebensjahr und bei Männern ab dem 80. Lebensjahr erfüllt. Bei einer ärztlich diagnostizierten Osteoporose wird eine DXA-Messung zur Verlaufskontrolle alle fünf Jahre erstattet.