Kleine Impulse für bessere Beweglichkeit |
Laura Rudolph |
27.06.2025 09:00 Uhr |
Die tiefe Hirnstimulation (THS) greift gezielt in die gestörte Signalverarbeitung des Gehirns ein. Im gesunden Zustand hemmt Dopamin die Aktivität des Nucleus subthalamicus (STN) – eine Struktur im Zwischenhirn, die eine zentrale Rolle bei der Steuerung von Bewegungen spielt. Bei Parkinsonpatienten fehlt diese Hemmung jedoch, was zu einer elektrischen Überaktivität des STN führt. Diese verstärkt wiederum die Hemmung der motorischen Rinde und in der Folge werden Bewegungen erschwert.
Bei der THS werden über fein platzierte Elektroden hochfrequente elektrische Impulse an den STN abgegeben, die dessen übermäßige Aktivität dämpfen. So wird die hemmende Wirkung auf die Großhirnrinde reduziert und Bewegungsabläufe verbessern sich. »Die THS imitiert damit die Wirkung von L-Dopa – nur eben elektrisch statt pharmakologisch«, erklärte Becker.
Die Operation erfolgt unter Vollnarkose. Über zwei kleine Bohrlöcher im Schädel werden Elektroden in den Nucleus subthalamicus eingeführt. Sie sind mit Kabeln verbunden, die unter der Haut hinter dem Ohr zum Impulsgeber führen. Dieser wird meist unterhalb des Schlüsselbeins implantiert. Bei sehr schlanken Patienten kann der Impulsgeber alternativ im Bereich des Bauches unter der Haut platziert werden.
»Moderne Impulsgeber sind heute nicht größer als etwa eine kleine Smartwatch«, so Becker. Das SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg war Anfang des Jahres die europaweit achte Klinik, die den bisher kleinsten und hochleistungsfähigsten Parkinson-Hirnschrittmacher der Welt eingeführt hat. Die Implantation mit Vor- und Nachsorge sei immer eine Teamleistung, an der neben Neurologen auch Neurochirurgen beteiligt sind, betonte Becker. Beispielsweise kooperiert das SRH Kurpfalzkrankenhaus hierzu mit der Neurochirurgie des Uniklinikums Heidelberg.
Illustration eines Hirnschrittmachers und Stimulators / © PZ Grafik/Spitzer
Wie alle Operationen birgt auch dieser Eingriff Risiken, wenn auch geringe, etwa für Blutungen und Infektionen. Außerdem kann es nach der Implantation durch die Stimulation zu Nebenwirkungen kommen. Mögliche unerwünschte Wirkungen sind beispielsweise Wesensveränderungen, erhöhte Impulsivität oder Sprach- und Gangstörungen. Sie sind in der Regel reversibel, wenn die Stimulation reduziert oder abgeschaltet wird.
Nach der Operation bleibt der Patient bis zu zehn Tage im Krankenhaus. Ein anschließender Reha-Aufenthalt über drei bis vier Wochen ist empfohlen.