Kleine Impulse für bessere Beweglichkeit |
Laura Rudolph |
27.06.2025 09:00 Uhr |
Unmittelbar nach dem Eingriff bessern sich bei vielen Patienten die Symptome allein durch das Einführen der Elektroden – man spricht von einem »Setzeffekt«, der jedoch nach einigen Wochen nachlässt. Die erste gezielte Einstellung des Impulsgebers erfolgt üblicherweise rund drei Monate nach der Operation, wenn der Setzeffekt definitiv abgeklungen ist.
Mit dem Einsetzen und Einstellen des Hirnschrittmachers sei es aber nicht getan, betonte der Neurologe. Die THS lindert zwar die Symptome deutlich und verringert die benötigte Medikamentendosis, doch die Erkrankung schreitet weiter fort. Deshalb müssen die Stimulationsparameter und die begleitende Medikation regelmäßig angepasst werden, meist im Jahresrhythmus, abhängig vom individuellen Krankheitsverlauf und vom Ansprechen auf die Therapie.
Dank neuer Technik sind diese Anpassungen heute auch aus der Ferne möglich: Ärzte können bei einer telemedizinischen Videosprechstunde die Bewegungen der Patienten analysieren und über eine App den Impulsgeber nachjustieren, so auch im SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg. Die Voraussetzung ist eine stabile Internetverbindung. Die Methode kann weltweit eingesetzt werden. »Das erspart den Patienten oftmals weite Anfahrtswege«, erklärte Becker. Denn nicht viele Kliniken in Deutschland führen diesen Eingriff durch und übernehmen die Nachsorge.
Apropos Nachsorge: Becker betonte, wie wichtig ein umfassendes Nachsorgekonzept ist. »Das Gerät ist klein, einfach, teuer und schnell implantiert – aber ›Set it and forget it‹ funktioniert hier nicht.« Wichtig sei, dass der Patient in ein interprofessionelles Versorgungsnetz mit Kompetenz in der Parkinson-Therapie eingebunden werde – und auch seine Angehörigen. Dieses kann unter anderem aus Ärzten, Apothekern, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Sozialmedizinern und Pflegefachkräften bestehen. Denn mit dem Hirnschrittmacher ändert sich nicht nur das Leben der Betroffenen, die nun wieder viel mehr Aktivitäten wahrnehmen können, sondern damit auch das ihres Umfelds.
Wie langlebig ist das System? »Die Elektroden im Gehirn sind darauf ausgelegt, ein Leben lang zu halten«, erklärte der Neurologe. Moderne Impulsgeber sind per Induktion aufladbar und halten mehr als zehn Jahre. Eine Ladung reicht je nach Modell für bis zu 30 Tage, wobei die Akkuleistung mit zunehmendem Alter des Geräts leicht nachlassen kann. »Zum Aufladen eignet sich zum Beispiel die Zeit beim Sonntagstatort«, schmunzelte Becker.