Kinderärzte drängen STIKO zu Neubewertung |
Über die Frage, ob Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren, die keine Vorerkrankungen haben, gegen Corona geimpft werden sollten, wird schon länger diskutiert. Auch unter Medizinern ist man sich da nicht einig. / Foto: Getty Images/valentinrussanov
»Bereits heute dürfen Ärztinnen und Ärzte entsprechend der aktuell gültigen STIKO-Empfehlung nach intensiver Aufklärung Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren impfen«, sagte Fischbach der »Rheinischen Post« vom heutigen Dienstag. »Ich persönlich bin ein Befürworter dieser Impfungen. Das Risiko von Nebenwirkungen durch die Impfung ist extrem gering, das zeigen alle Daten aus anderen Ländern.« Daher wünsche er sich »eine zeitnahe Neubewertung durch die STIKO«.
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte im Mai den Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen, zuletzt folgte auch die Freigabe für Moderna. Für Deutschland empfiehlt die STIKO die Impfung trotz heftigen politischen Drucks bisher jedoch nur vor allem Kindern und Jugendlichen mit bestimmten Vorerkrankungen wie Diabetes oder Adipositas, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben.
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten am gestrigen Montag eine Ausweitung der Impfmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche vereinbart. Alle Länder wollen Impfungen für 12- bis 17-Jährige nun auch in regionalen Impfzentren anbieten, so wie es auch schon in Arztpraxen möglich ist. Betont wurde, bei Impfungen von Kindern und Jugendlichen sei ärztliche Aufklärung und gegebenenfalls das Ja der Sorgeberechtigten nötig. Die Angebote seien so auszugestalten, dass die »Freiwilligkeit der Annahme« nicht in Frage gestellt werde.
Die konkrete Umsetzung vor Ort liegt nun jeweils bei den Ländern. Der Deutsche Hausärzteverband kritisierte das Vorgehen ohne vorherige Empfehlung der STIKO. »Diese Diskussion unter Missachtung der Kompetenz der Ständigen Impfkommission kann eher zur Verunsicherung führen, als dass sie der Impfkampagne hilft«, sagte dessen Bundesvorsitzender Ulrich Weigeldt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am heutigen Dienstag. »Das Risiko liegt mehr bei den nicht impfwilligen Erwachsenen als bei den Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren.«
Für Kinder und Jugendliche mit hohem Risikopotenzial gebe es ja bereits eine Impfempfehlung. »Warum eine Empfehlung der STIKO dazu zunächst nicht abgewartet werden kann, die sich auf Basis von fundierten Studien zeitnah äußern will, ist mir schleierhaft. Das Ganze klingt ein wenig nach Wahlkampfgetöse.«
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.