»Kern unseres Berufs in den Mittelpunkt stellen« |
Mit »Frag die Apotheke« hat der Kölner Apotheker und Unternehmer Steffen Kuhnert den Sieg beim diesjährigen Apostart-Pitch geholt. / Foto: PHOTOETAGE.COM
Für Steffen Kuhnert steht außer Frage, dass Apotheken die ersten niederschwelligen Anlaufstellen für alle Gesundheitsfragen sind. Um dies den Menschen auch vor dem Hintergrund der Digitalisierung zu zeigen, bräuchten die Apotheken einen »starken gemeinsamen Auftritt«. Dabei geht es Kuhnert vor allem um die digitale Vernetzung, wie er im Gespräch mit der PZ sagte. Heute habe etwa jede 20. digitale Suchanfrage einen Gesundheitsbezug und etwa die Hälfte der Bevölkerung suche im Netz nach Informationen zu Behandlungen und Erkrankungen. Bei diesen Online-Recherchen spielten die Apotheken aber bislang keine Rolle – »und die einzelne Apotheke wird auch keine Chance haben, sich entsprechend sichtbar zu positionieren«, zeigte sich Kuhnert überzeugt.
Ändern soll dies die Plattform »FDA – Frag die Apotheke«, mit der Kuhnert den Sieg beim diesjährigen Start-up-Pitch Apostart geholt hat. Das Angebot hatte sich gegen vier weitere Finalisten durchgesetzt. Kuhnert, der sich in der Branche in den vergangenen Jahren mit der Gründung der Apothekergruppe »«Die digitale Apotheke« einen Namen gemacht hat, stellte seine im Frühjahr gegründete Plattform zudem bereits beim PZ-Management-Kongress im vergangenen März vor.
»Frag die Apotheke« soll demnach den Apotheken in der digitalen Welt zu einem höheren Stellenwert verhelfen, eben als digitales Beratungsnetzwerk für Gesundheitsfragen, so Kuhnert zur PZ. Dabei komme dem Unternehmen die Aufgabe zu, Gesundheitsfragen von Patientinnen und Kunden mit den passenden Experten im digitalen Raum zusammenzubringen. »Unser Claim ist: Frag nicht Google, frag die Apotheke«, hatte Kuhnert bereits beim Apostart-Finale auf der Expopharm in München betont. »Wir stehen allen Apotheken zur Verfügung, die wie wir der Meinung sind, dass wir den Kern unseres Berufes in den Mittelpunkt stellen müssen: die Beratung.«
Wie soll das also funktionieren? Indem »Frag die Apotheke« die eingehenden Gesundheitsfragen jeweils einem Pool an Experten – derzeit sind dies zehn Apothekerinnen, PTA, Kosmetikerinnen – zuführt und dabei die am besten geeigneten/qualifizierten Experten mit den Fragestellungen matcht. Dieses Zusammenpassen lasse sich anhand bestimmter Frageinhalte herauslesen, erklärte Kuhnert. Für die Fragenden sei keine Registrierung nötig. Wenn eine Frage eingegangen ist, erhält der passende Experte eine Mail. Die Beantwortung erfolge direkt aus dem FDA- Dashboard, das allen angeschlossenen Apotheken – derzeit sind es etwa 150 – zur Verfügung stehe. »Die Antwort kommt binnen 20 Minuten, wir arbeiten aber daran, noch schneller zu werden«, so Kuhnert.
Adressiert sei die webbasierte App an Endkunden, aber auch an Apotheken und weitere Partner aus dem Gesundheitskontext, insbesondere auch an die pharmazeutische Industrie. Ziel sei, die App auf deren Landing-Pages einzubinden. Die Unternehmen sollten die App nutzen und darüber Kontakte zu Apotheken aufbauen. »Die Pharmaindustrie ist dafür prädestiniert«, so Kuhnert. Denn für Hersteller, die mit den lokalen Apotheken zusammenarbeiten, entstehe auf diese Weise »endlich die Möglichkeit, potentielle Kunden im digitalen Raum direkt mit den Apotheken zu verbinden«.
Auch die Privatkunden würden immer in eine direkte Kontaktaufnahme mit Experten aus den Apotheken geleitet. Sie könnten dabei selbst wählen, ob sie persönlich mit einem Experten sprechen (terminierte Videosprechstunde) oder die Frage lieber schriftlich an einen Experten stellen möchten. »Dies geschieht nicht wie bei Foren im öffentlichen Raum, sondern immer über persönliche Kontaktstrecken«, erklärte Kuhnert. In Zukunft solle auch Voicemail abgebildet werden, zudem seien weitere Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Fragenden und Antwortenden geplant.
Natürlich, so Kuhnert weiter, seien eigene Angebote der Apotheken etwa auf Social Media, Websites und Shops, wichtig. Letztlich führten die Portale die Patienten aber eben nur in eine bestimmte Apotheke, etwa zur Abholung bestellter Arzneimittel, zum Impfen oder Testen, zum Produktverkauf. Es müsse aber um mehr gehen. »Apotheke ist mehr als Produkte anzubieten und zu verkaufen. Daher sehe ich in reinen E-Commerce-Plattformen nicht die Lösung für die Branche.«
Gleichwohl soll es auch bei »Frag die Apotheke« mittelfristig um den Verkauf von Produkten gehen, allerdings sei dieses Ziel nachgeordnet, so Kuhnert. »Zunächst einmal geht es um die bestmögliche Beratung und um Vertrauensaufbau, wie auch in der analogen Welt«, so Kuhnert. Zum Jahresende solle in einem zweiten Schritt der Verkauf angegangen werden. Mit dem so genannten »Guided shopping« solle dann die Version 1.0 fertiggestellt sein.
Eines Tages, wenn sich das Angebot etabliert habe, sollten die Apothekerinnen und Apotheker für ihre Beratung auch entlohnt werden. Dazu arbeite das Unternehmen mit der Pharmaindustrie an einem Konzept, um einen entsprechenden Topf füllen zu können, aus dem die Beratenden per Rückvergütung bezahlt werden. »Die Beratung bezahlt also letztlich die Industrie, wobei es dabei aber um die Beratungsleistung generell geht, nicht um eine konkrete Anpreisung einzelner Produkte«, unterstreicht Kuhnert.
Apothekerinnen und Apotheker, die an einer Beratungstätigkeit via »Frag die Apotheke« interessiert sind, können sich unter fda-plattform.de anmelden. Sie müssen dabei eine Approbationsurkunde sowie eine Betriebserlaubnis hochladen und durchlaufen einen automatisierten Frageprozess, bevor sie als Beratende freigeschaltet werden können.