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Forderungen der Apotheker

Keine »Wunschliste an den Weihnachtsmann«

Die Rahmenbedingungen für die Apotheken in Deutschland haben sich zuletzt nicht verbessert – im Gegenteil. Beim DAV-Wirtschaftsforum stellten Vertreter der Apothekerschaft gegenüber Bundestagsabgeordneten daher klar, dass ihre Forderungen nicht utopisch sind, sondern wohlbegründet.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 25.04.2023  17:30 Uhr

Lieferengpässe, eine wachsende Bürokratie, Personalmangel und steigende Energiekosten sind nur einige der Probleme, die den Apotheken momentan vermehrt zusetzen. Der Arbeitsplatz Apotheke verliert daher zusehends an Attraktivität, was insbesondere eine Zahl sehr deutlich macht: Zum Start des Wirtschaftsforums des Deutschen Apothekerverbands (DAV) in Berlin musste die ABDA vermelden, dass die Anzahl der Apotheken in Deutschland im Jahr 2022 auf 17.939 Betriebsstätten gesunken ist – ein neuer Tiefststand.

Der kommissarische DAV-Vorsitzende Hans-Peter Hubmann sieht die Hauptursache dafür in der unzureichenden Honorierung der Apotheken. »Das Honorar ist nun einmal die ausschlaggebende Größe, denn die Personalkosten machen den Löwenanteil der Kosten einer Apotheke aus. Es bekümmert uns seit Jahren, dass wir unser Personal nicht so bezahlen können, dass wir der Leistung unserer Mitarbeiter gerecht werden.« Seit zehn Jahren sei das Apothekenhonorar nicht mehr angehoben worden. Die Kosten seien in dieser Zeit aber durchaus gestiegen.

Dirk Heidenblut, apothekenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, betonte zwar, es sei wichtig, sich damit zu beschäftigen. Mit einer linearen Honorarerhöhung  sei es aber »sicherlich nicht getan«, schränkte er ein. Denn da das Apothekenhonorar zurzeit stark an der Anzahl der abgegebenen Packungen hänge, würde das für Apotheken, die nicht viele Packungen abgeben, »nicht viel bringen«. Solche kleinen Apotheken, zum Beispiel in ländlichen Gebieten, seien aber durchaus versorgungsrelevant.

»Ablenkungsmanöver« der Politik

»Trotzdem ist das Apothekenhonorar die pharmazeutische Grundversorgung«, entgegnete Hubmann. »Das ist die Grundsicherung für alle Fixkosten. Wenn ich diese erhöhe, profitiert eine kleine Apotheke womöglich sogar mehr als eine große, da sie niedrigere Personalkosten hat.« Er halte die Diskussion um Versorgungsrelevanz daher für ein »Ablenkungsmanöver«.

Eine Erhöhung des Fixhonorars auf 12 Euro ist eine von zehn zentralen politischen Forderungen, die die ABDA kürzlich vorgestellt hat. »Dieser Forderungskatalog kommt mir vor wie die Wunschliste an den Weihnachtsmann«, sagte Paula Piechotta, Berichterstatterin zu Apothekenthemen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Das deutsche Gesundheitswesen sei im internationalen Vergleich eines der teureren, aber »nur mit mittelmäßigen Outcomes«. Man müsse schauen, was am Ende bezahlbar sei. Die Liste der Apotheker enthalte viele Forderungen, »aber relativ wenige Gegenfinanzierungsvorschläge«, sagte Piechotta spitz.

»Wir haben diese Liste über mehrere Jahre mit wohlbegründeten Forderungen aufgebaut. Diese kumulieren jetzt nur deshalb, weil bisher keiner darauf gehört hat«, konterte Hubmann. Rückendeckung erhielt er von Tino Sorge, dem gesundheitspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. »Ich fände es besser, an anderer Stelle Kosten einzusparen. Die Apotheken sind strukturpolitisch wichtig, gerade im ländlichen Raum«, betonte er.

Insbesondere deren Existenz sehen die Apotheker aber in Gefahr, wenn sich an ihrer finanziellen Situation nicht bald etwas ändert. Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), richtete daher an alle anwesenden Politiker den eindringlichen Appell: »Sie müssen da jetzt etwas tun, wenn Ihnen an dem System, so wie es ist, etwas liegt.«

Mehr Spielraum für Apotheker

Auch Kathrin Vogler, die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, stellte klar: »Der Gesetzgeber hat die Verantwortung, die Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Leistungen des Gesundheitssystems sicherzustellen. Dazu gehören auch Apotheken.« Qualifikation und Erfahrung der Apothekerinnen und Apotheker seien für eine gute Gesundheitsversorgung unentbehrlich. »Es liegt auf der Hand, dass auch die Mitarbeiter in Apotheken ein Recht auf Inflationsausgleich haben«, sagte Vogler.

Andrew Ullmann (FDP), gesundheitspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion, die den Finanzminister stellt, hatte jedoch die Kosten im Blick: »Das System darf nicht teurer werden, es muss effizienter werden. Es gibt Überversorgungsstrukturen und Fehlanreize. Beides muss beseitigt werden.«

Dafür kann es helfen, den Apothekern mehr Gestaltungsspielraum zu geben, wie Benkert anmerkte: Dank der Erleichterungen beim Austausch von Rabattarzneimitteln, die den Apotheken im Zuge der Pandemie eingeräumt wurden, seien sogar mehr Rabatteinsparungen erzielt worden als im Vorjahr – und nicht weniger, wie teilweise befürchtet worden war. »Das zeigt, dass wir die Erleichterungen mit Augenmaß eingesetzt haben«, sagte der BAK-Präsident.

50 Cent Engpasspauschale ein »Platzhalter«?

Sehr gering ist bekanntlich der Betrag, den Apotheken laut dem Entwurf des Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetzes (ALBVVG) für die Bearbeitung von Lieferengpässen erhalten sollen, nämlich gerade einmal 50 Cent pro Austausch. Diese Summe ist aus Sicht der Apotheker völlig unzureichend. Heidenblut pflichtete bei: »Das ist sicherlich ein merkwürdig aufgerufener Betrag.« Er sehe die 50 Cent »eher als eine Art Platzhalter«, um auf dieser Basis darüber zu reden, »wie man das vernünftig machen kann«. Auch Ullmann merkte an, er sei über diesen Betrag »erstaunt«.

Die abschließende Gelegenheit für Fragen an die Politiker nutzte Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes. Er wies auf die exzellenten Ergebnisse der Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) hin, die das Modellprojekt laut der kürzlich veröffentlichten Auswertung erzielt hat, und erkundigte sich, ob es für diese Art der intensivierten Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern eine bundespolitische Perspektive gebe. Diese sah Vogler durchaus. Sie kündigte an, dass ihre Fraktion im Gesundheitsausschuss des Bundestages ein Fachgespräch zu den ARMIN-Ergebnissen beantragen werde.

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