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Diskussion mit Minister Spahn

»Keine Versprechen, die ich nicht halten kann«

Wie sehr das Thema Rx-Versandverbot die Apotheker umtreibt, ist heute beim Deutschen Apothekertag 2018 in München erneut klargeworden. Im Anschluss an die mit Spannung erwartete Rede von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stellte sich der Politiker den Fragen aus dem Plenum – die sich zu einem Großteil mit eben dieser Forderung beschäftigten.
Cornelia Dölger
Sven Siebenand
10.10.2018  16:58 Uhr

»Sie dürfen uns eine Antwort nicht schuldig bleiben«, forderte ein Delegierter. Die Apotheker erwarteten zu erfahren, wie die Bundesregierung sich in puncto unfaire Wettbewerbsbedingungen der lokalen Apotheken gegenüber Versendern positioniere. Immerhin sei dies im Koalitionsvertrag verankert.

Dass Spahn, der in seiner Rede nicht eindeutig zu einem Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Medikamenten in Deutschland Stellung bezogen hatte, sich wiederholt auf die unsichere EU-Rechtslage berufe, sei für die Apotheker nicht nachvollziehbar, sagte der Delegierte aus Montabaur. Schließlich habe Spahns Amtsvorgänger und Parteikollege Hermann Gröhe längst einen entsprechenden Gesetzentwurf geliefert. »Holen Sie den Entwurf aus der Schublade!«, rief der Apotheker.

Er habe durchaus Verständnis für den Ärger, sagte der Minister. Allerdings sei das Bekenntnis zum Rx-Versandverbot im Koalitionsvertrag nicht von ungefähr vage formuliert – »die Beteiligten wussten eben um die schwierigen rechtlichen Fragen«. Spahn betonte, er mache keine Versprechen, von denen er nicht sicher wisse, dass er sie auch einhalten könne.

Mehr Verantwortung für Apotheker: Das kann sich Spahn grundsätzlich vorstellen. Auf Nachfrage aus dem Plenum, ob er bereit sei, den Berufsstand dabei zu unterstützen, den Weg zu mehr Patientenorientierung gehen zu können, signalisierte der Minister die Bereitschaft dazu. Auch neue Leistungen für Apotheker, wie Impfungen in der Offizin oder vom Apotheker ausgestellte Folgeverordnungen für chronisch Kranke sind für Spahn kein absolutes No-Go. »Ich bin bereit, darüber zu reden. Natürlich müssen wir aber auch die Ärzte ins Boot holen, wenn wir darüber reden, ob, wie und unter welchen Bedingungen das dann erfolgen kann.«

Spahn sprach sich dafür aus, in den nächsten Wochen gemeinsam in den Blick zu nehmen, welche zusätzlichen Honorarbestandteile es für Apotheken geben könnte. Er plädierte dafür, zu schnellen Ergebnissen zu kommen. Die Weiterentwicklung der packungsorientierten Grundvergütung steht für den Minister derzeit übrigens nicht im Zentrum der Betrachtung. Den Hauptfokus wolle er auf die Vergütung zusätzlicher Leistungen legen.

 

Spahn war in seiner Rede auch auf das Thema Ausbildung zu sprechen gekommen, hatte dabei aber vor allem den PTA-Beruf beleuchtet und vorgeschlagen, die Ausbildung gemeinsam zu überarbeiten – hin zu mehr Beratung und Information und weg von zu viel Herstellung. 

Und was ist mit dem Pharmaziestudium? Diese Frage hat sich offensichtlich auch der Präsident des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD), Max Willie Georgi, gestellt. Er fragte den Minister, wann mit einer Novellierung der Approbationsordnung für Apotheker zu rechnen sei. Unter anderem regte er an, den Anteil an Klinischer Pharmazie im Studium zu erhöhen. Auch das will Spahn in den Blick nehmen, jedoch nicht sofort. Andere Berufsordnungen hätten derzeit Vorrang. »Das bekommen wir nächstes Jahr noch nicht hin«, so Spahn.  

Fotos: PZ/Alois Müller

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