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Negative Empfehlung

Keine EU-Zulassung für Alzheimer-Antikörper Aducanumab

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA lehnt die Zulassung des monoklonalen Antikörpers Aducanumab bei Alzheimer ab. In den USA wurde das Medikament kürzlich zugelassen. Sein Einsatz ist aber auch dort umstritten.
Kerstin A. Gräfe
17.12.2021  16:00 Uhr

Aducanumab (Aduhelm™) von Biogen und Eisai ist ein humaner monoklonaler Antikörper, der direkt in die Pathophysiologie der Alzheimer-Demenz eingreift. Er soll den Abbau von β-Amyloid (Aβ) fördern. Das sind die schädlichen Ablagerungen, die als Plaques bei Alzheimer-Patienten im Gehirn gefunden werden.

Der Zulassungsantrag basiert auf den Daten der Phase-III-Studien EMERGE und ENGAGE mit mehr als 3000 Patienten mit Alzheimer-Krankheit im Frühstadium, in denen die Wirksamkeit und Sicherheit von zwei verschiedenen Aducanumab-Dosierungen gegen Placebo getestet wurden. Als primärer Endpunkt war nach einer 78-wöchigen Behandlung eine statistisch signifikante Reduktion der klinischen Verschlechterung definiert, gemessen anhand der Clinical Dementia Rating-Sum of Boxes (CDR-SB).

Aducanumab habe zwar die Aβ-Konzentration im Gehirn verringert, so der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA. Es habe jedoch kein Zusammenhang zwischen der Wirkung und einer klinischen Verbesserung nachgewiesen werden können. Zudem seien die Ergebnisse der Studien widersprüchlich und zeigten insgesamt nicht, dass Aducanumab bei der Behandlung von Erwachsenen mit Alzheimer im Frühstadium wirksam sei.

Des Weiteren ist der CHMP nicht von der Sicherheit überzeugt. Bilder von Gehirnscans einiger Patienten zeigten Anomalien, die auf Schwellungen oder Blutungen hindeuteten, die möglicherweise Schäden verursachen könnten. Außerdem sei fraglich, ob die Anomalien in der klinischen Praxis angemessen überwacht und behandelt werden können.

Summa summarum kam der Ausschuss zu dem Schluss, dass der Nutzen von Aducanumab die Risiken nicht überwiegt, und empfiehlt, die Zulassung zu verweigern. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte im Juni dieses Jahres anders entschieden und die Zulassung erteilt. Auch dort hatten allerdings externe Berater der FDA zuvor keinen Beleg für eine Wirksamkeit gesehen.

Biogen beantragt erneute Überprüfung

Biogen wird eine erneute Prüfung (re-examination) der Beurteilung durch den CHMP beantragen, so das Unternehmen in einer Pressemitteilung. »Wir nehmen die heutige Entscheidung zur Kenntnis. Im Rahmen der erneuten Prüfung werden wir uns intensiv bemühen, die offenen Fragen des CHMP zu klären, mit dem Ziel, Patienten in Europa Zugang zu Aducanumab zu ermöglichen,« sagte Professor Dr. Andreas Schmitt, Medical Director bei Biogen. »Die Ablagerung von Amyloid-Beta-Plaques ist eines der wichtigsten pathologischen Merkmale der Alzheimer-Krankheit. Aus unseren klinischen Studien wissen wir, dass Aducanumab die Amyloid-Plaques im Gehirn reduziert und so den kognitiven Zerfall verlangsamen könnte.«

AFI begrüßt EMA-Entscheidung

Die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative (AFI) begrüßt die Entscheidung der EMA und fordert eine breitere Grundlagenforschung. Die EMA habe angesichts der aktuellen Studienlage eine richtige Entscheidung getroffen, so der Verein in einer Pressemitteilung. Die Ergebnisse der beiden bisherigen Phase-III-Studien seien widersprüchlich und belegten nicht überzeugend, dass Aduhelm den Betroffenen auch tatsächlich spürbar helfe. Es sei erfreulich, dass die EMA nicht der Entscheidung aus den USA gefolgt sei und ein Medikament ohne Wirksamkeitsnachweis zugelassen habe. Alzheimer-Patientinnen und -Patienten brauchten verlässlich wirksame und sichere Medikamente, die nachweisbar ihre Kognition und ihre Alltagsfähigkeiten verbessern.

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