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Schwere Hepatitiden

Kein gesicherter Zusammenhang mit Covid-19

Schwere Hepatitiden bei Kindern, die teilweise eine Lebertransplantation erforderten, haben die Fachwelt aufgeschreckt. Wegen der zeitlichen Häufung während der aktuellen Pandemie wird auch spekuliert, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 ursächlich beteiligt sein könnte. Viele halten dies aber für einen voreiligen Schluss.
Theo Dingermann
16.06.2022  16:45 Uhr
Kritische Beurteilung der Studie durch Experten

Kritische Beurteilung der Studie durch Experten

Aus diesen Ergebnissen den Schluss zu ziehen, dass es sich bei den Hepatitiden um eine Langzeitfolge von Covid-19 handelt, halten unabhängige Experten aus Deutschland allerdings für voreilig. »Es gibt vielfältige Gründe, warum Kinder eine akute Hepatitis haben können. Nicht immer kann man eine klare Ursache identifizieren. Die in dieser israelischen Studie beschriebenen Einzelfälle weisen einen gewissen zeitlichen Zusammenhang auf, der aber von Fall zu Fall so unterschiedlich ist, dass ein kausaler Zusammenhang spekulativ bleibt«, sagt etwa Professor Dr. Ansgar Lohse vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Kritisch sieht er, dass ein SARS-CoV-2-Nachweis im Gewebe fehle, sodass durchaus auch andere Alltagsviren ebenso wie eine autoimmune Hepatitis infrage kämen.

Professor Dr. Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt geht noch härter mit der Studie ins Gericht. Sie bemängelt zum einen, dass keine standardisierten Daten erhoben wurden, um die Ursache der Lebererkrankungen zu erforschen, sondern dass nur bereits vorliegende Angaben zu den klinischen Verläufen ausgewertet wurden. Zudem sei die Zahl von fünf Fällen viel zu klein, um allgemeine Schlüsse ziehen zu können. »Das gilt im Besonderen, wenn man bedenkt, wie heterogen die Gruppe von Patienten ist: Ein junger Säugling mit einem Alter von drei Monaten sowie ein Kind im Alter von 13 Jahren werden hier gemeinsam präsentiert, obwohl in diesen Altersgruppen sehr unterschiedliche Aspekte und mögliche Ursachen berücksichtigt werden müssen«, argumentiert Ciesek.

Ciesek kritisiert besonders die ihrer Meinung nach insuffiziente Beschreibung und Aufarbeitung der einzelnen Fälle: »Bei den beiden Säuglingen wurden zum Beispiel IgG-Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachgewiesen. In diesem Alter kann der Nachweis sowohl durch eine Infektion des Säuglings als auch durch eine Infektion der Mutter (Nukleokapsid-IgG-Antikörper oder Spike-IgG-Antikörper) oder Impfung der Mutter (Spike-Antikörper) erklärbar sein. Angaben über den Infektions- und Impfstatus der Mutter finden sich nicht.« Somit bleibe unklar, ob die beiden Säuglinge überhaupt eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht hätten oder ob lediglich die maternalen Antikörper der geimpften oder genesenen Mutter nachgewiesen wurden.

Wegen dieser methodischen Mängel helfe die Studie bei der Ursachenfindung nicht entscheidend weiter. Der Titel »Long Covid-19 Liver Manifestation in Children« sei irreführend, da in dem Text kein Zusammenhang zwischen dem Krankheitsbild Long Covid und den berichteten Hepatitisfällen nachgewiesen werden könne. »Hier hätte man sich von den Autoren, den Reviewern und dem Journal gewünscht, die Veröffentlichung unter diesem Titel zu unterbinden.« Insbesondere Laien könnten nun den Eindruck gewinnen, dass ein nachgewiesener Zusammenhang zwischen einer SARS-CoV-2-Infektion bei Kindern und einer schweren Leberschädigung bestehe. »Das kann unbegründete Ängste auslösen«, so Ciesek.

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