Kein Champix mehr – was ist zu tun? |
Daniela Hüttemann |
20.07.2021 13:06 Uhr |
Vareniclin ist ein partieller Agonist, der wie Nikotin hoch spezifisch an den nikotinergen α4β2-Acetylcholinrezeptor bindet. Er stimuliert die Ausschüttung von Dopamin, was den Rauchstopp einfacher machen soll. Eingesetzt wird es über 12 bis 24 Wochen. / Foto: Imago Images/suedraumfoto
»Der Rückruf und die Vertriebspause werden zu Versorgungsengpässen mit Champix führen«, teilte Pfizer in dem Rote-Hand-Brief mit. Es ist das einzige zugelassene Vareniclin-haltige Medikament in Deutschland und hier seit 2007 auf dem Markt. Aus Vorsichtsgründen hatte das Unternehmen weltweit die Auslieferung dieses Medikaments gestoppt und in Deutschland bestimmte, bereits ausgelieferte Chargen zurückgerufen. Bei diesen sei ein Gehalt von N-Nitroso-Vareniclin oberhalb der akzeptierten Tagesdosis festgestellt worden. Ebenfalls betroffen können Reimporte sein.
Die vielleicht wichtigste Botschaft für die betroffenen (Ex-)Raucherinnen und Raucher: Basierend auf den verfügbaren Daten bestehe kein unmittelbares Risiko für Patienten, die die Medikation einnehmen, versichert Pfizer im Rote-Hand-Brief. Der verordnende Arzt soll nun eine alternative Behandlung in Erwägung ziehen, zum Beispiel eine Nikotin-Ersatz-Therapie oder Bupropion. Die Patienten sollten die Champix-Einnahme jedoch nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt beenden. Beim Absetzen sollte das Medikament ausgeschlichen werden, die Dosis also langsam reduziert werden. Denn laut Fachinformation ist das Absetzen bei bis zu 3 Prozent der Patienten mit einer Zunahme von Reizbarkeit, dem Verlangen zu rauchen, Depression und/oder Schlaflosigkeit verbunden.
Die EU-Behörden bewerteten die Daten fortlaufend, so Pfizer. Bis die Bewertung abgeschlossen ist, wird der Vertriebsstopp wohl anhalten. Angesichts des bevorstehenden Versorgungsengpasses sollten keine aufhörwilligen Raucher neu auf Champix eingestellt werden. Der erwartete Nutzen der Vareniclin-Behandlung zur Rauchentwöhnung über 12 bis 24 Wochen überwiege allerdings das geringe potenzielle Risiko durch eine temporäre N-Nitroso-Vareniclin-Exposition.
N-Nitroso-Vareniclin gehört zu den Nitrosaminen, die als potenziell krebserregend eingestuft werden. Wie genau die Substanz entsteht, erklärt Pfizer im Rote-Hand-Brief nicht. Der Nachweis von Nitrosamin stehe jedoch nicht in einem Zusammenhang mit einer Änderung des Herstellungsprozesses von Champix.