Jugend verliert ihren Optimismus |
Schon vor dem Krieg bewerteten junge Europäer Anstrengungen gegen den Klimawandel höher als eine wachsende Wirtschaft – das gilt noch immer. Aber der Trend ist rückläufig: In Deutschland gaben vor einem Jahr noch 47 Prozent der Befragten dem Klimawandel den Vorrang, während dies nun noch 36 Prozent tun. Dennoch: «Junge Europäerinnen und Europäer sind sich der Dringlichkeit bewusst, mit der Lösungen für das Klima gefunden werden müssen», sagte Spittler.
Weder Geschlecht oder Bildung noch der Lebensstandard im Elternhaus machten dabei einen wesentlichen Unterschied. Allerdings seien neue Konfliktlinien erkennbar: In Deutschland, Frankreich und Großbritannien zählen aus der Sicht der Befragten Umwelt- und Klimaschutz zu den wichtigsten Aufgaben sowohl der EU als auch der Mitgliedstaaten.
In Spanien, Polen, Italien und Griechenland sahen junge Menschen dagegen die EU am Zug, erklärte Spittler. «In diesen Ländern sind Themen wie Arbeitslosigkeit und Sozialpolitik für junge Menschen deutlich wichtiger.» Aber auch die Themen Migration und Asyl gehören für viele zu den wichtigsten Problemen in der EU.
Im Ukraine-Krieg sehen die meisten eine «Zeitenwende», von der auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gesprochen hatte. 26 Prozent der Befragten stimmen demnach dieser Aussage «stark» und 40 Prozent «etwas» zu. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene in Griechenland und Deutschland sehen im Krieg einen grundlegenden Einschnitt, der die Ordnung der Welt verändert.
Spittler sagte, die beherrschenden Gefühle im Zusammenhang mit dem Krieg seien Trauer, Wut und Hilflosigkeit – das hätten zwischen 77 und 68 Prozent der Befragten geäußert. Persönlich bedroht fühlten sich deutlich weniger (51 Prozent). Ein Fünftel stehe dem Krieg in der Ukraine eher gleichgültig gegenüber.
Die Angst vor einem Krieg in einem EU-Land wächst jedoch: Fast die Hälfte (46 Prozent) der jungen Menschen hält einen Krieg in den nächsten zehn Jahren für möglich. 2020 waren es erst 37 Prozent. Einzig in Polen zeige sich die geografische Nähe zur Ukraine, dort liege die gefühlte Bedrohung des Krieges leicht vor dem Klimawandel, sagte Spittler.
«Es wäre daher falsch, zu sagen, der Ukraine-Krieg sei die größte Bedrohung für junge Erwachsene in Europa», sagte er. «Es ist die Konfrontation mit dieser Mehrfachkrise, die das Aufwachsen dieser zunehmend international geprägten Generation so besonders macht.»
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