Italien plant Service-Apotheken |
Jennifer Evans |
31.10.2023 11:30 Uhr |
Nachhaltig: In Norditalien (hier Bologna) sucht man nach einer Möglichkeit, dass Apotheken nur exakt die verschriebene Menge an Antibiotika abgeben können. Ziel ist es, dass keine ungenutzten Medikamente übrigbleiben. / Foto: Adobe Stock/Panama
Während die Einführung der honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen in Deutschland zwar von der Apothekerschaft gewollt, aber in ihrer Umsetzung doch nur schleppend angelaufen ist, gibt Italien Gas. Zumindest die Region Emilia Romagna, die sich vor Kurzem gemeinsam mit den Apothekengewerkschaften darauf geeinigt hat, was in den nächsten Jahren passieren soll. Erneut muss man sagen. Denn das erste Dokument dieser Art, das eine Reihe neuer Service-Angebote vorsah, stammt bereits aus dem Jahr 2019. Jedoch hatte die Coronavirus-Pandemie das Vorhaben ausgebremst. Nun haben die Beteiligten einen neuen Anlauf gestartet und die alte Version überarbeitet und die neue dann unterzeichnet.
Teil des neuen Angebots ist unter anderem die Betreuung von COPD-Patienten, wie das Onlinenachrichtenportal »FPress« berichtete. Demnach wollen die Apothekerinnen und Apotheker mit den betroffenen Patientinnen und Patienten nicht nur die notwendige Arzneimitteltherapie besprechen, sondern ihnen auch die korrekte Anwendung von Beatmungsgeräten erläutern. Wer sich als Apotheke für diese Dienstleistung registriert hat, kann zwischen zehn und zwanzig COPD-Patienten betreuen, die dann einmal im Jahr für ein Gespräch in die Apotheke kommen. Dafür soll es je 17,50 Euro geben. Insgesamt sollen mindestens 80 Prozent der Apotheken in der Region diesen Service anbieten, heißt es.
Ziel ist es ebenfalls, dass in der Emilia Romagna-Region mehr Apotheken vor Ort Corona-Impfungen durchführen. Auch sollen die Offizinen ihre Patienten ab sofort aktiv auf die Impfkampagne aufmerksam machen. Das Honorar liegt bei 10,40 Euro, wie bereits bei früheren Impfkampagnen. Perspektivisch ist vorgesehen, dass die Italienerinnen und Italiener dauerhaft ihre Grippe-Impfung in der Apotheke bekommen können.
Außerdem wird aktuell geprüft, ob es möglich ist, Antibiotika patientenindividuell abzugeben. Damit nach Ende einer Therapie keine Arzneimittel übrigbleiben, sollen die Pharmazeutinnen und Pharmazeuten also nur die exakt verordnete Dosis abgeben.
Geld soll es demnächst ebenfalls dafür geben, dass die Apothekenteams ihre weniger digitalaffinen Kunden bei der Aktivierung der elektronischen Gesundheitsakte unterstützen, der sogenannten Fascicolo Sanitario Elettronico. Für die Registrierung der E-Akte sind 8,30 Euro vorgesehen sowie weitere 4,10 Euro für Hilfe beim Einrichten des Erstzugangs. Darüber hinaus ist von zusätzlichen Vergütungen für weitere Hilfestellungen im Digital-Bereich die Rede, für die es dann erneut 4,10 Euro geben soll.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.