Ipilimumab hilfreich bei Lungenfibrose? |
Annette Rößler |
23.04.2025 13:16 Uhr |
Patienten mit einer idiopathischen Lungenfibrose bekommen mit Fortschreiten der Erkrankung immer schlechter Luft. / © Adobe Stock/Prot
Bei einer Lungenfibrose kommt es zu einer fortschreitenden Vernarbung (Fibrosierung) des Lungengewebes. Dies beeinträchtigt den Gasaustausch über die Lungenbläschen und der Patient bekommt zunehmend schlechter Luft. Auslöser der Erkrankung kann eine Belastung der Atemluft mit bestimmten Schadstoffen sein. Laut Angaben des Lungeninformationsdienstes leidet allerdings etwa die Hälfte der Betroffenen an einer idiopathischen Lungenfibrose (IPF), bei der sich keine äußere Ursache ausmachen lässt. Die IPF schreite besonders schnell voran und habe unter allen Formen der Lungenfibrose die schlechteste Prognose, heißt es beim Lungeninformationsdienst.
Die IPF zählt zu den Erkrankungen des höheren Lebensalters: Meist wird sie nach dem 50. Lebensjahr diagnostiziert und etwa zwei- bis dreimal häufiger bei Männern als bei Frauen. Die therapeutischen Optionen sind begrenzt. Mit Pirfenidon (Esbriet®) und Nintedanib (Ofev®) gibt es zwei Wirkstoffe, die für die Behandlung von Patienten mit IPF zugelassen sind. Sie hemmen verschiedene Wachstumsfaktoren, die zur ungebremsten Vermehrung von Fibroblasten – ein Kennzeichen der IPF – beitragen. Bislang lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung jedoch lediglich bremsen, nicht stoppen oder gar umkehren.
Ein neuer Ansatz zur Behandlung von IPF-Patienten könnte die Hemmung des Immun-Checkpoints CTLA-4 (Cytotoxic T-Lymphocyte Antigen-4) sein. Forschende der Tulane University in New Orleans, USA, berichten darüber jetzt im Fachjournal »The Journal of Clinical Investigation«.
Die Gruppe um Dr. Santosh Yadav ging von der Beobachtung aus, dass für die Fibrosierung bei IPF eine Akkumulation von seneszenten Fibroblasten verantwortlich zu sein scheint. Diese Zellen haben ihre Fähigkeit zur Reparatur des Lungengewebes verloren und teilen sich nicht mehr, sterben jedoch auch nicht ab. Die Forschenden stellten fest, dass in T-Zellen, die sich in unmittelbarer Nähe von Fibroseherden mit seneszenten Fibroblasten befanden, CTLA4 hochreguliert war. Dies verhinderte offenbar, dass die T-Zellen die seneszenten Fibroblasten eliminierten.
Sie behandelten daher Mäuse, bei denen eine Lungenfibrose künstlich generiert worden war, mit dem CTLA4-Inhibitor Ipilimumab. Daraufhin ging die Fibrose zurück und das Lungengewebe regenerierte sich. Seneszente Zellen wurden ab- und Vorläuferzellen von gesundem Lungengewebe aufgebaut.
Die neuen Erkenntnisse wiesen den Weg »in eine ganz neue Richtung einer potenziellen IPF-Therapie«, sagt Yadav in einer Pressemitteilung seiner Universität. Statt seneszente Zellen medikamentös abzutöten, werde das Immunsystem aktiviert, um dies zu tun. Weitere Forschung sei nötig, um zu klären, ob CTLA4-Inhibitoren wie Ipilimumab und Tremelimumab oder auch andere Checkpoint-Inhibitoren, die stattdessen etwa das Protein Programmed Cell Death 1 (PD-1) adressieren, dafür tatsächlich geeignet sind. Zentral wichtig sei, dafür eine Dosis zu finden, die einerseits gut wirksam und andererseits sicher ist.
Seniorautor Professor Dr. Victor Thannickal denkt schon weiter: Falls der Ansatz bei IPF funktioniere, könnte er auch bei anderen altersassoziierten Erkrankungen hilfreich sein, etwa bei Alzheimer-Demenz oder kardiovaskulären Erkrankungen. Es sei bekannt, dass auch bei diesen Krankheiten seneszente Zellen akkumulieren. Es stelle sich die Frage, ob die T-Zellen sich mit einem Medikament gerade so stark aktivieren lassen, dass seneszente Zellen beseitigt werden, ohne dass es Kollateralschäden gibt. »Falls das so ist, könnten wir der Bekämpfung vieler altersassoziierter Erkrankungen, vielleicht sogar des Alterns selbst, einen Schritt nähergekommen sein.«