Inzwischen ein inländisches Geschehen | 
| Christina Hohmann-Jeddi | 
| 05.03.2020 17:06 Uhr | 
Der dritte Unterschied zum bisherigen Influenza-Pandemieplan sei, dass die Phasen des Pandemieplans weniger stark abgegrenzt sind. Wie Wieler ausführte, folgt auf die erste Phase der Eindämmung (Containment) bei zunehmender Verbreitung die zweite Phase Schutz (Protection), bei der sich der Schutz auf besondere Risikogruppen konzentriert. Diese geht dann in dritte Phase der Folgeminderung (Mitigation) über, bei der vor allem schwere Krankheitsverläufe und eine Überlastung des Gesundheitssystems vermieden werden sollen.
»Bei Influenza sind diese Phasen klar abgegrenzt«, sagte der RKI-Präsident. Bei SARS-CoV-2 mit seiner deutlich niedrigeren Verbreitungsgeschwindigkeit als bei der Grippe gebe es aber gute Chancen, die Verbreitung noch eingrenzen zu können oder zumindest zeitlich zu verzögern. »Deshalb werden wir mit aller Kraft des öffentlichen Gesundheitssystems dafür Sorge tragen, dass wir die Eindämmungsstrategie weiterlaufen lassen, auch wenn wir gleichzeitig schon in der Schutzphase sind«, so Wieler.
Gute Chancen für eine Eindämmung sehe er auch, weil die Dunkelziffer bislang gering ausfalle. Es gebe bisher keinen Anlass zu glauben, dass es eine weite unentdeckte Verbreitung des Erregers in Deutschland gebe. Denn seit der Kalenderwoche 8 testet die AG Influenza des RKI die von ausgewählten Arztpraxen eingeschickten Proben von Patienten mit akuten Atemwegsinfekten auch auf SARS-CoV-2. In keiner wurde der Erreger bislang nachgewiesen. Im aktuellen Wochenbericht der AG Influenza heißt es: »20 Proben, die in der 8. Kalenderwoche entnommen worden waren, und 185 Proben aus der 9. Kalenderwoche sind auf SARS-CoV-2 negativ getestet worden.«
Insgesamt teste man in Deutschland viel auf das Coronavirus, laut Wieler sogar zu viel. Er appellierte an die Bevölkerung und an die Ärzteschaft, nicht jeden Patienten mit Atemwegsinfekt, der sich wegen einer Coronavirus-Infektion sorge, auch auf SARS-CoV-2 zu testen. »Die Testkapazität ist in Deutschland sehr groß«, betonte Wieler. Dennoch sollte man nur bei begründetem Verdacht testen, um das System nicht zu überlasten. Zum Vorgehen bei einem Verdachtsfall hat das RKI Empfehlungen erarbeitet.